Berlin. Das wichtigste Machtinstrument des Bundespräsidenten ist das Wort. Und Bundespräsident Horst Köhler weiß diese Macht geschickt einzusetzen. Gestern aber musste der Staatschef eine ganz andere Aufgabe absolvieren. Echte Handarbeit sozusagen. Bei seinem Neujahrsempfang im tief verschneiten Schloss Bellevue in Berlin galt es, 310-mal Hände zu schütteln.

Köhler und seine Frau Eva Luise begrüßten 250 Spitzenvertreter aus Politik, Kirchen, Gewerkschaften und der Wirtschaft. Mit dem Empfang bedankte sich das Staatsoberhaupt aber auch bei 60 verdienten Bürgern, die sich "für das Allgemeinwohl besonders engagiert haben". Sie sind beispielsweise in der Jugendarbeit aktiv, kümmern sich ehrenamtlich um Senioren, haben sich um die Integration von ausländischen Mitbürgern verdient gemacht oder engagieren sich im Sport. Unter ihnen waren auch vier Hamburger. Einige von ihnen brachten dem Bundespräsidenten kleine Geschenke mit.

Thaddäus Mußner aus Freilassing in Bayern, Initiator der "Aktion Kaminkehrer" für bedürftige Familien, hatte sich eine nette Geste für die Gastgeber und die Gäste des Neujahrsempfangs ausgedacht. Am Ende gab es einen Glückspfennig für alle - auch für Kanzlerin Angela Merkel und ihre Kabinettskollegen. Mit von der Partie war auch der Sohn des ersten "Gastarbeiters", der 1970 zum Neujahrsempfang des damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann eingeladen worden war: Hüseyin Aral, ein Augenarzt aus Köln. Heinemann hatte mit der Tradition begonnen, engagierte Bürger zum Neujahrsempfang des Staatschefs einzuladen. Und morgen steht für das Ehepaar Köhler schon wieder Händeschütteln an. Dann überbringt das Diplomatencorps seine Neujahrswünsche.