Hamburg. Im Gesundheitsfonds fehlt im Jahr 2010 vermutlich doch nicht so viel Geld wie befürchtet. Die relativ stabile Lage am Arbeitsmarkt führt dazu, dass das erwartete Defizit aller gesetzlichen Krankenkassen statt 3,9 Milliarden voraussichtlich nur 1,4 Milliarden betragen wird. Das ergibt sich aus Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Aus Kassenkreisen wurde dem Abendblatt die Tendenz dieser Prognose bestätigt.

Der Sprecher des Spitzenverbandes der Kassen, Florian Lanz, sagte jedoch dem Abendblatt: "Die Mehreinnahmen kommen nicht unmittelbar den Kassen und damit der medizinischen Versorgung zugute." Mögliche Mehreinnahmen sollten dafür verwendet werden, dass die Kassen von den Versicherten keine Zusatzbeiträge erheben müssen.

Dass die Politik jedoch Zusatzbeiträge will, ist ausgemacht. Experten rechnen damit, dass im Laufe des Jahres Dutzende Kassen die Extraprämie von vermutlich acht Euro monatlich fordern, weil sie mit dem Geld aus dem Fonds nicht auskommen.

Unterdessen kritisierte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die geplante Umstellung von lohnabhängigen Kassenbeiträgen auf Kopfpauschalen. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach warnte vor einem "Hartz-IV-System im Gesundheitswesen". Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) verteidigt die Pauschale und den Sozialausgleich über Steuern als "gerechter". Buntenbach sagte, eine Kopfpauschale habe zur Folge, dass ein großer Teil der Versicherten damit "zu abhängigen Bittstellern des Staates werden".