Potsdam. Seit Anfang Dezember gehen Potsdamer Bürger auf die Straße, um Matthias Platzeck (SPD) zur Beendigung der Koalition mit der Linkspartei aufzurufen. Die Montagsdemonstrationen sind ein ständiger Stachel im Fleisch der rot-roten Landesregierung, die sich durch die massiven Stasi-Enthüllungen in den Reihen der Linken blockiert sieht. In dieser Woche trat keine Geringere als Vera Lengsfeld als Rednerin auf. Die einstige Bürgerrechtlerin sagte, die Linkspartei sei "immer noch die alte SED" und kritisierte das im rot-roten Koalitionsvertrag formulierte geschriebene Versprechen, "dass es mit dieser Koalition keine Verklärung der DDR geben wird". Dieser Satz sei bereits die Verklärung, rief Lengsfeld den 150 Demonstrierenden zornig zu, "denn es fehlt das Wort Diktatur".

Der Landtagsabgeordnete und CDU-Generalsekretär Dieter Dombrowski formulierte hingegen seine Zufriedenheit darüber, dass das Land Brandenburg endlich eine Stasi-Beauftragte berufen habe. "Ich hoffe", sagte Dombrowski unter dem Beifall der in eisiger Kälte ausharrenden Montagsdemonstranten, "dass nun nach 20 Jahren nicht mehr nur über Täter wie bisher, sondern vor allem über die Opfer der DDR-Diktatur und der Staatssicherheit gesprochen wird."

Unterdessen hat Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) Versäumnisse während seiner Regierungszeit eingeräumt. Der 73-Jährige sagte am Montag im RBB-Inforadio, er habe den Stellenwert eines Stasi-Beauftragten für das Land damals unterschätzt: "Die Aufarbeitung der Geschichte sollte nicht unterdrückt werden, war aber für uns nicht Aufgabe Nummer eins." Kritik am Umgang mit seinen eigenen Stasi-Verstrickungen wies Stolpe energisch zurück. "Ich selbst habe meine Kontakte zum DDR-Machtapparat, auch zum Ministerium für Staatssicherheit, offengelegt", meinte Stolpe, der sich bis heute gegen den Vorwurf wehrt, der berüchtigten Staatssicherheit als IM "Sekretär" gedient zu haben.

Nur die Linkspartei gab sich weiter unbeeindruckt. Vor Brandenburg lägen fünf gute Jahre, erklärte der stellvertretende Landtagsfraktionsvorsitzende Stefan Ludwig gestern. "Rot-Rot ist die richtige Antwort auf die Krise."