Hamburg. Als am 1. Dezember sein Sohn Vito Junus geboren wurde, ging Grünen-Parteichef Cem Özdemir in Elternzeit. Seitdem hat man von Özdemir nichts gehört. Im Abendblatt berichtet er nun erstmals von seinen Erfahrungen der ersten Vaterwochen. "Stillen tue ich nicht. Aber nach dem Stillen kümmere ich mich ums Bäuerchen", sagt Özdemir. "Das Baby muss ja aufstoßen, damit es anschließend ruhig schlafen kann." Özdemir betont: "Natürlich gehört auch das Wickeln zu meinen Aufgaben." Er sei glücklich, dass es dem Jungen und der Mama gut gehe. Der Grünen-Chef, Sohn einer türkischen Gastfamilie, ist mit der aus Argentinien stammenden Journalistin Pia Castro verheiratet und hat mit ihr noch die vierjährige Tochter Mia Rasha.

Mit ihr beschäftigt sich Özdemir derzeit besonders: "Während sich meine Frau intensiv um das Baby kümmert, ist mein Hauptjob meine Tochter. Ich kümmere mich um sie, damit sie sich nicht so vernachlässigt fühlt." Zu Weihnachten habe die Tochter eine Holzeisenbahn bekommen, so Özdemir. "Eigentlich gehört sie meiner Tochter, aber ich darf auch damit spielen. Die Eisenbahn haben wir im Wohnzimmer aufgebaut, und sie ist so groß, dass man das Zimmer kaum noch betreten kann."

Die Elternzeit, die für ihn am 10. Januar endet, bezeichnet Özdemir als "eine spannende Zeit, die ich nicht missen möchte, gerade nach der Geburt." Er sieht daher Konflikte auf sich zukommen: "Jetzt geht es um die Frage, wie viel ich von dieser Zeit in den Alltag hinüberretten kann." Ab der zweiten Januar-Woche steige er wieder voll ein. "Dann kommen unser 30. Parteigeburtstag, die Bundesvorstandsklausur, die Fraktionsklausur, dann der Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen."

Er wolle weiterhin seine Tochter persönlich morgens im Kindengarten abgeben, stellt Özdemir klar. "Die Sitzungstermine des Bundesvorstands und die kleine Lagebesprechung am Morgen werden sich danach richten, wann der Parteivorsitzende seine Tochter zum Kindergarten bringt", sagt der Grünen-Chef. Viel mehr will er seiner Partei aber nicht zumuten: "Die Intensität der jetzigen Wochen werde ich nicht aufrechterhalten können. Ich will aber auch keinen radikalen Bruch und will nicht, dass der Vater Özdemir zu Hause nicht mehr stattfindet." Er wolle den Fulltime-Job als Parteichef, so Özdemir. "Aber ich will beides verbinden: Beruf und Familie."

Die Vaterwochen sieht er vorerst als einmaliges Erlebnis. "Das nächste Kind und damit die nächste Elternzeit liegen weit weg. Wir haben mit zwei Kindern alle Hände voll zu tun. Zwei Kinder liegen ja schon über dem Bundesdurchschnitt." Özdemir hatte im September im Abendblatt erstmals erwogen, in Elternzeit zu gehen.