Grundsätzlich gilt es ja als gut, das Verhältnis, das Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) zur Chefin pflegt. Aber in diesem Jahr musste es Belastungsproben ertragen. Da war zunächst Carstensens Aufkündigung seines Kieler Regierungsbündnisses mit der SPD. Die Neuwahl, die wie die Bundestagswahl für den 27. September angesetzt wurde, passte Angela Merkel (CDU) gar nicht in den Kram. Teilnahmslos sah sie zu, wie Carstensen sich mühte, im Windschatten ihrer Wohlfühl-Kampagne ebenfalls Schwarz-Gelb herbeizuführen.

Erst in der Wahlnacht lernte Merkel Carstensens Coup zu schätzen. Schließlich war er es, der ihrem Bündnis mit der FDP nun auch im Bundesrat eine Mehrheit bescherte. Doch die Freude währte nur kurz. Denn Carstensen entpuppte sich als harter und uneinsichtiger Streiter für die Belange seines armen Landes. Ja, er avancierte gar zur Schlüsselfigur im Kampf gegen die in Berlin geplanten Steuersenkungen ("Ihr habt sie doch nicht alle!"). Carstensen drohte bis zum Tag der Abstimmung sein Nein an. Erst nach einer nächtlichen Krisensitzung mit Merkel - milliardenschwere Zuschüsse im Gepäck - war Carstensen wieder der liebe Peter Harry. Am Ende stand die Erkenntnis, dass beide nicht ohne einander Erfolg haben können. Eine Schicksalsgemeinschaft, die wohl noch manche Krisensitzung erfordert.