Es ist eine Kriegsweihnacht. Nicht in Köln, München oder Frankfurt. Aber in Kundus, Masar-i-Scharif und Feysabad.

Es ist eine Kriegsweihnacht. Nicht in Köln, München oder Frankfurt. Aber in Kundus, Masar-i-Scharif und Feysabad. Während hierzulande ein Spaziergang am ersten Feiertag dazu geeignet ist, die Flügel der Seele aufzuspannen, vermag ein falscher Schritt am Hindukusch den Tod zu bringen. Im Stil einer Springprozession - zwei Schritte vor, mindestens einen zurück - hat sich die deutsche Politik zögerlich an das Reizwort Krieg herangearbeitet, das völkerrechtlich zwar nicht ganz greift und doch die blutige Wirklichkeit ehrlich beschreibt. 36 deutsche Soldaten sind bislang in Afghanistan ums Leben gekommen.

Mit dem Bombenangriff von Kundus hat das Jahr 2009 eine militärpolitische Zeitenwende gebracht. Deutschland hat nach Jahrzehnten den sicherheitspolitischen Krähwinkel verlassen und sich in die erste Reihe stellen müssen. Dorthin, wo gestorben, aber eben auch getötet wird. Die Realität des Konflikts ist der Politik weit davongelaufen; und der Meinung der Volksmehrheit ohnehin. Mit Brunnenbohren und Kinderbeschenken war jeder einverstanden, mit diesem Krieg sind es die wenigsten.

Überdies droht ein Bruch zwischen der Armee und der Politik. Letztere hat die Soldaten einst mit einem unrealistischen Auftrag und oft unzureichender Ausrüstung in den Krieg geschickt und trägt ihre höchst entbehrlichen Graben- und Machtkämpfe nun auf dem Rücken der verstörten Truppe aus.

Die tragische Figur des Oberst Klein, der eine Tragödie verhindern wollte und eine andere heraufbeschwor, steht symbolisch für den ganzen Einsatz der Nato am Hindukusch. Afghanistan, seit Jahrtausenden "Friedhof der Imperien", ist militärisch nicht zu bezwingen. Es mag dort noch ein paar kurzfristige Ziele für unsere Soldaten geben. Das mittelfristige Ziel sollte sein, ihnen bald ein Weihnachtsfest daheim zu ermöglichen.