Berlin/Bautzen. Die Nachricht vom Lebenszeichen der im Jemen entführten fünfköpfigen Familie aus Sachsen ist bei den Angehörigen mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. "Wir sind froh", sagte der Schwager des verschleppten Familienvaters, Reinhard Pötschke, auf Anfrage.

Die "Bild"-Zeitung hatte berichtet, der Bundesregierung liege ein Video der Kidnapper vor, das die drei Kinder im Alter von einem, drei und fünf Jahren zeige. Den Angehörigen wäre es lieb gewesen, wenn alle zu sehen wären, sagte Pötschke. Über das Schicksal der Eltern herrsche weiter Unklarheit.

Das Auswärtige Amt (AA) wollte den Bericht und die Existenz des Videos weder bestätigen noch dementieren. "Es ist was dran", urteilte Pötschke. "Irgendwo muss es einen Kontakt geben."

Die Video-Aufnahme stamme offenbar aus den vergangenen Wochen. "Die Kinder machen einen erschöpften Eindruck", hatte die "Bild"-Zeitung einen hohen Regierungsbeamten zitiert. Der Krisenstab sei unvermindert um eine Lösung des Falles bemüht, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.

Das Ehepaar aus Meschwitz bei Bautzen (beide 37 Jahre alt) und seine Kinder waren Mitte Juni im Norden des arabischen Landes entführt worden. Der Techniker und die Krankenschwester hatten in einem Krankenhaus in der Provinz Saada gearbeitet. Zwei deutsche Frauen und eine Koreanerin, die gemeinsam mit der Familie entführt worden waren, wurden später erschossen aufgefunden. Auch ein britischer Ingenieur wird weiter vermisst.

Nach dem Tod der beiden Bibelschülerinnen gab es in Deutschland eine große öffentliche Anteilnahme. Die beiden Frauen im Alter von 24 und 26 Jahren hatten ihr Praktikum Anfang Juni begonnen. Am 12. Juni wurden sie mit der fünfköpfigen Familie, der Südkoreanerin und einem Briten entführt. Am 15. Juli fanden Schafhirten die verstümmelten Leichen der Praktikantinnen und der Südkoreanerin. Die beiden Frauen waren Mitglieder der Immanuelgemeinde in Wolfsburg.

Als Vermittler ist der frühere Außenstaatssekretär Jürgen Chrobog tätig. Er war im Dezember 2005 mit seiner Familie selbst Opfer einer Geiselnahme im Jemen geworden und kam nach drei Tagen frei. Im Dezember reiste Chrobog nun wieder im Auftrag des AA-Krisenstabes in den Jemen, um sich dort für die entführte Familie aus Sachsen einzusetzen.