Berlin. Weil in vielen Branchen Fachkräfte fehlen, will die Bundesregierung die Anerkennung von ausländischen Berufs- und Bildungsabschlüssen vereinfachen. Eine bundesweit vergleichbare Regelung werde bis zum 1. Januar 2011 angestrebt, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan. "Das ist volkswirtschaftlich ein absolutes Muss", so die CDU-Politikerin.

Bisher haben nur EU-Bürger und Spätaussiedler einen gesetzlichen Anspruch auf Anerkennung ihrer Abschlüsse. Das gilt jedoch nicht für alle Berufsgruppen und wird außerdem in den 16 Bundesländern unterschiedlich gehandhabt.

Von der geplanten Neuregelung, zu der die Bundesländer zustimmen müssen, profitieren nach Angaben der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), etwa 500 000 Menschen. Man müsse davon ausgehen, dass derzeit Hunderttausende Zuwanderer unter ihrer Qualifikation in Deutschland arbeiteten, erklärte Schavan.

Nach Angaben von Böhmer leben 2,87 Millionen Zuwanderer mit einem ausländischen Berufs- oder Hochschulabschluss in Deutschland. Von ihnen sind nach Schätzungen rund 644 000 weniger als zehn Jahre hier, jünger als 55 Jahre und erwerbsfähig. Diese Gruppe profitiert, wenn mehr ausländische Abschlüsse anerkannt und die Verfahren vereinfacht werden.

Daneben verbessert sich auch die Lage für rund 120 000 Spätaussiedler und etwa 200 000 EU-Bürger. Sie haben zurzeit nur in den geregelten Berufen, beispielsweise im Handwerk, ein Recht darauf, dass deutsche Anlaufstellen ihre Abschlüsse prüfen. Künftig soll dieses Recht für alle Qualifikationen und Formen von Berufstätigkeit gelten.

Dabei will der Bund die Bedenken verschiedener Berufsgruppen ernst nehmen und dafür sorgen, dass die Anerkennung ausländischer Abschlüsse nicht zu einer Entwertung der Anforderungen für Gesellen, Meister oder Ingenieure führt. Die Ausländer erhalten auch keine deutschen Abschlüsse, sondern Bescheinigungen, dass ihre Abschlüsse den deutschen gleichwertig sind oder entsprechen.