Wiesbaden. Bund, Länder und Gemeinden geben in diesem Jahr so viel Geld für Bildung aus wie noch nie. Die Rekordsumme von voraussichtlich 97,9 Milliarden Euro fließt in Kindergärten, Schulen, Hochschulen und in die Berufsbildung. Das sind vier Prozent mehr als 2008, wie das Statistische Bundesamt in seinem Bildungsfinanzbericht mitteilte. Gemessen an der im Bruttoinlandsprodukt (BIP) angegebenen Wirtschaftsleistung gehen die öffentlichen Ausgaben für die Bildung allerdings weiter zurück: von 4,0 Prozent 2007 über 3,9 Prozent 2008 auf jetzt 3,8 Prozent.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ulrich Thöne, kritisierte, dass die Investitionen zwar gestiegen, ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt aber gesunken sei. Die in Sonntagsreden beschworene Priorität für Bildung sehe anders aus.

Da neben dem Staat auch Unternehmen, private Haushalte, die Bundesagentur für Arbeit und ausländische Organisationen in Deutschland in Bildung und Forschung investieren, sind die gesamten Bildungsausgaben jedoch erheblich höher. Für das Jahr 2006 ermittelten die Bundesstatistiker eine Summe von 198,5 Milliarden - das entsprach einem Anteil von 8,5 Prozent am BIP.

Für 2007 stellte das Statistische Bundesamt sogar ein Gesamtbildungsbudget von 203,9 Milliarden Euro fest. Wegen der höheren Wirtschaftsleistung in jenem Jahr entsprach das aber nur noch 8,4 Prozent des BIP. 2009 könnte der Anteil für Bildung nach Einschätzung der Wiesbadener Statistiker wegen der Finanzkrise und der gesunkenen Wirtschaftsleistung aber wieder steigen, sagte Thomas Baumann vom Statistischen Bundesamt.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) erklärte, der Bildungsbericht zeige, dass Deutschland auf einem guten Weg sei, das von Bund und Ländern angestrebte Ziel zu erreichen, im Jahr 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung aufzuwenden. "Der Bund weist mit großem Engagement den Weg hin zur Bildungsrepublik Deutschland. Mit den im Koalitionsvertrag vereinbarten zusätzlichen zwölf Milliarden Euro für Bildung und Forschung geht die Bundesregierung sehr deutlich in Vorleistung."

Der FDP-Bildungsexperte Patrick Meinhardt sagte, seine Partei werde sich dafür einsetzen, dass der Bund seinen eigenen Anteil am Zehn-Prozent-Ziel schon im Jahr 2013 erreichen wird. "Jeder Cent für Bildung ist eine Investition in die Zukunft unseres Landes", sagte er.

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth erklärte dagegen, in der Bildungspolitik hake es nach wie vor: "Während wir echte Vorfahrt für Bildung brauchen, feilscht die Bundesregierung auf dem Steuerbasar ohne Sinn und Verstand darum, ihre Klientelpolitik auf Kosten des Gemeinwohls durchzusetzen", sagte Roth.