Berlin. Gut 40 Jahre nach dem Anschlag auf Rudi Dutschke wird der Attentäter Josef Bachmann durch bislang unbekannte Stasi-Akten und Polizeiprotokolle mit Neonazis in Verbindung gebracht. Nach einem "Spiegel"-Bericht unterhielt Bachmann enge Beziehungen zu einer rechtsradikalen Organisation, die später als "Braunschweiger Gruppe" durch Sprengstoffanschläge bekannt wurde. Trotz mehrerer Hinweise in den Vernehmungen hätten die Ermittler damals diese Zusammenhänge nicht konsequent aufgedeckt, berichtet das Magazin. Am 24. Dezember 1979 starb Dutschke als Spätfolge des Anschlags. Bachmann wurde zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Februar 1970 beging er Selbstmord.

Bisher galt der Hilfsarbeiter Bachmann, der den Studentenführer Dutschke 1968 auf dem Berliner Kurfürstendamm niederschoss, als Einzelgänger. Bei seiner Festnahme hatte er einen Artikel über Dutschke aus der rechtsextremen "Deutschen National-Zeitung" bei sich gehabt. Laut "Spiegel" verkehrte Bachmann in seinem zeitweiligen Wohnort Peine unter anderem mit dem früheren NPD-Mann Wolfgang Sachse, der mit ihm das Schießen geübt und ihm Schusswaffen und Munition verkauft habe. Sachse bestätigte, dass er Bachmann noch kurz vor dem Attentat Munition verkauft habe.

Mit seinen Gesinnungsgenossen habe Bachmann zuvor Anschläge auf die innerdeutsche Grenze verübt und dabei auch auf DDR-Grenzer geschossen. Sogar ein Attentat auf den damaligen DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht habe er geplant.

Bachmanns Leben war im Sommer wieder zum Diskussionsthema geworden, als der West-Berliner Kriminalbeamte Karl-Heinz Kurras als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der DDR-Staatssicherheit entlarvt wurde. Kurras hatte 1967 am Rande einer Demonstration den Studenten Benno Ohnesorg erschossen und damit zur Radikalisierung der Studentenbewegung beigetragen. Kurras ungeahnte Vergangenheit warf die Frage auf, ob auch Bachmann im Dienst der Stasi gestanden haben könnte. Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, beantwortete die Frage seinerzeit mit Nein - es gebe keine IM-Akte über Bachmann. Stasi-Minister Erich Mielke hatte sich aber nach den Schüssen auf Dutschke sehr für Bachmann interessiert. Er ließ Material über den Attentäter sammeln und sich vorlegen. Einiges davon hat die Stasi-Unterlagenbehörde schon vor Jahren in Kopien zu Forschungszwecken herausgegeben.