Familienpolitik ist in der Bundesrepublik noch immer ein Feld, auf dem sich gern Radikale tummeln. Mit ideologisch aufgeladener Feindseligkeit stehen sich Befürworter traditioneller Rollenmodelle und Modernisten gegenüber, die Frage der Kindererziehung bleibt selbst im Privaten ein toleranzfreier Raum.

"Glucken" beharken sich mit "Rabenmüttern", wer für die Kinder auf einen Job verzichtet, muss sich permanent rechtfertigen, genau wie die, die rasch wieder zu arbeiten beginnen. Der Kulturkampf ums Kind tobt seit Wochen auch in der Koalition - dem Machtwort der Kanzlerin zum Trotz.

Auslöser der Debatte ist das Betreuungsgeld, das die CSU in den Koalitionsvertrag hineindiktiert hat. Damit sollen - parallel zum Ausbau der Kleinkinderbetreuung - Familien, die ihren Nachwuchs zu Hause erziehen, 150 Euro im Monat spendiert werden. Die Idee ist gut gemeint, doch alles andere als gut. Denn die Milliarden drohen nicht nur als weiteres Geldgeschenk der Regierung zu versickern, sie dürften sogar kontraproduktiv wirken. In gewohnt markigen Worten hat Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) gewarnt, Eltern aus der Unterschicht würden das Geld versaufen oder dafür die Oma nach Deutschland zum Erziehen holen.

Mit dem Betreuungsgeld wird ein Baufehler des Sozialstaates zementiert, weil es falsche Anreize setzt: Einmal mehr würde das Wegbleiben belohnt und nicht das Mitmachen. Viel klüger sind Bildungsgutscheine. Gerade bei Kindern aus prekären Verhältnissen könnte die frühkindliche Bildung in Krippen und Kindergärten den späteren Schulerfolg vergrößern. Es spricht für sich, dass Realpolitiker aus Großstädten wie Buschkowsky oder Ole von Beust in dieser Frage auf Konfrontationskurs zur CSU und Kanzlerin Merkel gehen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Realisten auch durchsetzen.