Pop-Idole und Kurz-Zeit-Helden dienen eher selten als Vorbilder und Leitfiguren der jungen Deutschen. Werte sind wichtiger.

Hamburg. Wer hätte das gedacht? Nicht Lady Gaga, Hello Kitty oder Robbie Williams sind die Leitfiguren der jungen Deutschen. Vielmehr sind US-Präsident Barack Obama und die Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa die größten Vorbilder der jungen Generation. Das geht aus einer Umfrage der BAT Stiftung für Zukunftsfragen unter 2000 Bundesbürgern hervor. Demnach sehen 44 Prozent den amerikanischen Präsidenten als Vorbild, 24 Prozent den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt. Zum Vergleich: Bundespräsident Horst Köhler nannten 17 Prozent, Kanzlerin Angela Merkel 11 Prozent. In der jungen Generation (14 bis 34 Jahre) sieht sogar fast jeder Zweite (49 Prozent) Obama als Vorbild.

Fast jeder Vierte der 14- bis 29-Jährigen bezeichnet die Ordensfrau Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) als Vor- und Leitbild. „Jugendliche brauchen Vorbilder, die Werte leben oder gelebt haben“, so der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Horst W. Opaschowski. Pop-Idole und Kurz-Zeit-Helden reichten dazu nicht aus.

Jeder fünfte Befragte bezeichnete den US-amerikanischen Pastor und Bürgerrechtler Martin Luther King (1929-1968) als wichtigstes Leitbild. Den indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi (1869-1968) nannten 15 Prozent der Jugendlichen vorbildlich, dicht gefolgt von dem in einem KZ umgekommenen jüdischen Mädchen Anne Frank (1929-1945) mit 14 Prozent. Für gut jeden Zehnten haben die NS-Widerstandskämpfer Hans (1918-1943) und Sophie Scholl (1921-1943) Vorbildfunktion, für 7 Prozent erfüllt dies der Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944). Für die Repräsentativstudie wurden 2.000 Personen befragt.

Laut Opaschowski repräsentieren Mutter Teresa, Martin Luther King oder Graf Stauffenberg Werte wie Nächstenliebe, Toleranz und Zivilcourage, die für ein selbstbestimmtes Leben und den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft unverzichtbar seien. „In einer Zeit, in der 'Super-Stars' von der Erlebnisindustrie regelrecht gemacht, aber genauso schnell wieder vergessen werden, sind zeitlose Ideale und Idole die wahren Helden“, so der Wissenschaftler. Diese Persönlichkeiten vermittelten Orientierungen, die Moden, Zeitgeistströmungen und manche Zeitenwende überlebten, unterstrich Opaschowski.

Vor allem junge Frauen hätten Mutter Teresa als größtes zeitloses Vorbild bezeichnet, während die männliche Jugend häufiger US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963) nennt. Junge Ostdeutsche heben besonders Guerillaführer Che Guevara (1928-1967) hervor, die westdeutsche Jugend hingegen favorisiert Stauffenberg.

Professor Opaschowski: „In einer Zeit, in der ‚Super-Stars‘ von der Erlebnisindustrie regelrecht gemacht, aber genauso schnell wieder vergessen werden, sind zeitlose Ideale und Idole die wahren Helden: Sie geben Orientierungen, die Moden, Zeitgeistströmungen und manche Zeitenwende überleben – so wie Eltern und Großeltern auch, die ein Leben lang Vorbilder bleiben können. Während inszenierte Pop-Idole wie Eintagsfliegen sterben, leben persönliche Bezugs- und Identifikationsfiguren wie Legenden weiter.“ Jede Zeit hat ihre Vorbilder. Und jede Jugend braucht ihre Vorbilder als Orientierung für die eigene Zukunft.