Karlsruhe/München. Die uigurische Gemeinde in München ist nach Angaben der Bundesanwaltschaft mutmaßlich von chinesischen Geheimdienstagenten ausgespäht worden. Wie ein Sprecher der Behörde in Karlsruhe mitteilte, laufen gegen vier Verdächtige Ermittlungen wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit. Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) durchsuchten demnach gestern zusammen mit Beamten des bayerischen Landeskriminalamts die Wohnungen der vier Beschuldigten. Es lägen jedoch keine Haftbefehle vor. Zu einem Bericht von "Spiegel Online", wonach die chinesische Regierung Auftraggeber der mutmaßlichen Spione sein soll, wollte sich der Sprecher nicht äußern.

"Spiegel Online" hatte berichtet, dass das chinesische Generalkonsulat in München die angebliche Agentengruppe gesteuert habe. Mehrfach hätten Ermittler einen Diplomaten dabei beobachtet, wie er die Männer konspirativ getroffen habe. Der Konsul selbst genieße diplomatische Immunität, weshalb sich die Ermittlungen nur gegen die vier Verdächtigen richteten.

München hat weltweit eine der größten Gemeinden von Exil-Uiguren. Auch der Uigurische Weltkongress hat dort seinen Sitz. Nach eigenen Angaben will er auf friedlichem Weg Demokratie, Menschenrechte und Religionsfreiheit für die Uiguren in China durchsetzen. Dort leben vor allem in der westchinesischen Provinz Xinjiang rund acht Millionen Angehörige der ethnischen Minderheit. Sie fühlen sich gegenüber den von der Regierung dort angesiedelten Han-Chinesen benachteiligt. Bei Unruhen waren im Juli in Xinjiang fast 200 Menschen getötet und mehr als 1600 verletzt worden. Chinas Regierung wirft dem Uigurischen Weltkongress vor, die Proteste angezettelt zu haben und separatistische Tendenzen zu verfolgen. Er ist ihr schon lange ein Dorn im Auge. Wie "Spiegel Online" weiter berichtet, habe Peking darum nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft in Deutschland Informanten gewonnen, die die Münchner Uiguren ausspionieren würden.