Berlin. Linksfraktionschef Gregor Gysi lehnt es ab, anstelle des erkrankten Oskar Lafontaine Parteivorsitzender der Linken zu werden. Er gehe davon aus, dass Lafontaine im kommenden Jahr wieder als Parteichef der Linken kandidieren werde, sagte Gysi dem Sender Deutschlandradio Kultur. Außerdem müsse bei den Führungsämtern der Linkspartei ein Proporz zwischen Ost und West beachtet werden. "Das hängt einfach damit zusammen, dass wir sehr spät - erst 2007 - zu einer Vereinigung gekommen sind", sagte Gysi. Er selbst stammt aus der DDR, Lafontaine aus dem Westen.

Nach Einschätzung Gysis ist der Vereinigungsprozess in der Partei noch nicht abgeschlossen. "Die Aufgabe von Oskar Lafontaine und mir besteht darin, die Vereinigung der Partei hinzubekommen. Wenn wir das geleistet haben, dann soll die nächste Generation übernehmen", sagte er.

Lafontaine hat die am Donnerstag in Homburg an der Saar vorgenommene Krebsoperation offenbar gut überstanden. "Er ist wach, es geht ihm gut", sagte eine Freundin der Familie der "Bild"-Zeitung. Lafontaine hatte seine Krebserkrankung am Dienstag öffentlich gemacht und angekündigt, Anfang kommenden Jahres über seine politische Tätigkeit zu entscheiden.

Gysi sprach sich mit Blick auf die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen im nächsten Jahr für eine Regierungsbeteiligung seiner Partei aus, wenn eine "alternative Politik zu Rüttgers" wirklich möglich sei. Zwar sei es falsch, für eine Regierungsbeteiligung Prinzipien aufzugeben. Er warne davor, sich aus Prinzip nicht an einer Koalition zu beteiligen. "Selbstverständlich stehen wir für eine alternative Politik zur Verfügung." Die nordrhein-westfälische Linkspartei ist wegen radikaler Positionen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik stark umstritten. Eine Regierungsbeteiligung gilt als schwierig.