Union und FDP haben sich bei ihrer Klausurtagung im Streit um die Höhe der Steuersenkungen zusammengerauft. Wenn das Bild der Eintracht, das Finanzminister Schäuble und sein Kabinettskollege Brüderle gestern aussandten, Bestand haben soll, darf ab sofort kein Koalitionspolitiker mehr den Koalitionsvertrag infrage stellen oder stets aufs Neue eigenwillig interpretieren. Gerade bei Schäuble, der die ehrgeizigen Reformpläne der Liberalen skeptisch sieht, sind Zweifel angebracht, ob er sich daran hält.

Der Erfolg der Tagung in Meseberg hängt von weiteren Fragen ab. Etwa, ob eine gemeinsame Linie in der Gesundheitspolitik gefunden wird. Ob ein Signal der Entschlossenheit an den Weltklimagipfel in Kopenhagen geht. Und vor allem davon, ob eine Lösung im vertrackten Streit um die Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach gefunden wird. Die Angelegenheit ist zu einer erheblichen Belastung für Schwarz-Gelb geworden. Angela Merkel, die bislang schwieg, wird sich positionieren müssen.