Der langjährige Alleinvorstand der Reutlinger Gustav Werner Stiftung wird 80 Jahre alt.

Reutlingen. Als Pfarrer Immanuel Steudle am 1. September 1964 in Reutlingen seine neue Aufgabe übernahm, traf er auf viele Traditionen. Die damalige Gustav Werner Stiftung zum Bruderhaus hieß nach ihrem Gründer und wurde von dessen Urgroßneffen geleitet. 509 Mitarbeiter betreuten in elf Orten 1.574 hilfsbedürftige Menschen. Der Jahreshaushalt des Werkes belief sich auf umgerechnet 32 Millionen Euro. In seiner 25-jährigen Leiter-Tätigkeit hat Steudle, der am 20. November seinen 80. Geburtstag feiert, das Werk zu einem modernen Sozialanbieter gemacht.

Der Missionarssohn aus dem westafrikanischen Kamerun absolvierte sein „Kirchliches Dienstjahr“ beim Evangelischen Diakoniewerk Schwäbisch Hall und einer Maschinenbaufabrik in Esslingen. Von 1950 bis 1955 studierte er Theologie in Tübingen und Göttingen; er finanzierte es auch damit, dass er – gegen Entgelt – Blut gab und im Akkord am Fließband arbeitete. Berufserfahrung sammelte er als Religionslehrer und Gemeindepfarrer. Am 1. September 1969 wurde er zum Alleinvorstand der damaligen Gustav Werner Stiftung zum Bruderhaus gewählt.

In seinen 25 Leitungsjahren hat er das Werk durch sehr schwere Zeiten geführt und es durchgreifend umgestaltet. So hat es sich in einem schmerzhaften Entscheidungsprozess 1982 von seinem ererbten Industriebesitz getrennt, der noch auf den Gründer zurückging. Der angestaute Nachholbedarf an Baumaßnahmen war zu bewältigen. Das Werk erhielt einen neuen strukturellen Aufbau, die geistliche und fachliche Qualifikation der Betreuer wurde verbessert. Als Steudle 1994 in den Ruhestand ging, wurden in 27 modernen Stiftungseinrichtungen 2.000 Menschen von 1.750 Mitarbeitern betreut.

Nach Steudles Ausscheiden hat sich das Werk zur heutigen BruderhausDiakonie Reutlingen weiter entwickelt. Steudle hat seine Kenntnisse auch in zahlreiche Ehrenämter in Kirche und Diakonie eingebracht. So war er lange Mitglied im Landesausschuss des Diakonischen Werks Württemberg, er war Gründungsmitglied des Evangelischen Schulwerks Württemberg. Für seine Verdienste wurde er mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Kronenkreuz der Diakonie und der Johannes-Brenz-Medaille.