Achim Steiner, Chef des Uno-Umweltprogramms, fordert “globale diplomatische Initiative“ von Angela Merkel.

Peking/Hamburg. Achim Steiner, der Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Uno), hat eindringlich vor einem Scheitern des Uno-Klimagipfels Anfang Dezember in Kopenhagen gewarnt. Er appellierte an die Regierungschefs der Welt, alles Erdenkliche zu tun, damit der Gipfel ein Erfolg wird. "Kopenhagen muss nicht scheitern, es darf nicht scheitern. Das wäre ein Risiko, das wir uns weder leisten noch gegenüber nachfolgenden Generationen vertreten können", sagte Steiner dem Abendblatt.

Derzeit ist ungewiss, ob die 192 Teilnehmerstaaten sich beim Gipfel auf verbindliche Klimaschutzziele einigen können oder ob es bei allgemeinen Absichtserklärungen bleibt. Hintergrund sind Meinungsverschiedenheiten zwischen Industriestaaten, Schwellenländern wie China und Indien sowie den Entwicklungsländern in der Frage, wie stark die Einzelstaaten den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und welche Finanzhilfen die reichen Staaten den ärmeren Ländern dafür geben. Auch die 27 EU-Staaten hatten sich bei ihrem Vorbereitungstreffen nicht auf eine gemeinsame Position einigen können. Steiner warnte: "Je länger wir zögern, umso schwieriger und teurer wird eine Kehrtwende. Damit ist klar: Wir brauchen konkrete Ziele und Zahlen."

Der neue Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte gestern in seiner Antrittsrede im Bundestag: "Zum Erfolg der Klimakonferenz von Kopenhagen gibt es keine Alternative, es gibt keinen Plan B." Das Mindeste sei die Begrenzung der Erderwärmung auf höchstens zwei Grad Celsius. Andernfalls drohe Hunderten Millionen Menschen der Tod, weil sie keine Wasserversorgung mehr hätten. "Wir müssen uns Gesichter von Menschen vorstellen, die vertrocknen, die sterben", mahnte Röttgen.

Steiner forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, in den kommenden Wochen eine globale diplomatische Initiative zu starten, um den Weg zum Gipfelerfolg zu bahnen. Merkel wolle allerdings nur dann zum Klimagipfel reisen, wenn dort Aussicht auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen bestehe, sagte Regierungssprecher Christoph Steegmans gestern.