Wiesbaden. So viele Bürger wie nie zuvor sind in Deutschland auf eine staatliche Grundsicherung angewiesen. Ende 2008 bezogen rund 768 000 Menschen diese Form der Sozialhilfe, teilte das Statistische Bundesamt gestern in Wiesbaden mit. Gegenüber 2007 erhöhte sich die Zahl der Hilfebezieher um rund 35 000 Personen. Das entspricht einem Anstieg von 4,8 Prozent. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort. Denn seit der ersten Erhebung 2003 hat sich die Zahl der Grundsicherungs-Empfänger um 75 Prozent erhöht. Der Städte- und Gemeindebund (DStGB) zeigte sich angesichts der stetig steigenden Empfängerzahlen besorgt: "Diese Entwicklung überfordert die kommunalen Haushalte und wird mit Blick auf die demografische Entwicklung noch weiter an Schärfe gewinnen", sagte Gerd Landsberg vom DStGB. Denn zuständig für die Grundsicherung sind die Sozialämter der Kreise und kreisfreien Städte. Insgesamt zahlten sie dafür bisher rund 3,8 Milliarden Euro.

Mit den Zahlungen werden zum einen 18- bis 64-Jährige unterstützt, die aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft nur weniger als drei Stunden täglich arbeiten können. Zum anderen erhalten sie die über 65-Jährigen, deren Rente nicht zum Leben reicht. Ende 2008 waren von den 760 000 Empfängern der Grundsicherung 358 000 dauerhaft voll erwerbsgemindert, also aufgrund ihrer Gesundheit nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Rund 410 000 waren 65 Jahre und älter. Ein Viertel der Empfänger lebte in stationären Einrichtungen wie Pflege- oder Altenheimen. Die Mehrzahl der Empfänger, nämlich 56 Prozent, waren zwar Frauen. Die Zahl der männlichen Bezieher stieg aber im Vergleich zu 2007 mit 6,1 Prozent stärker an als die der weiblichen (plus 3,8 Prozent). Zudem nutzten die Westdeutschen die Grundsicherung öfter als die Ostdeutschen: Ende 2008 empfingen sie im Westen 1,1 Prozent der über 18-Jähringen, in den neuen Ländern ohne Berlin waren es 0,8 Prozent. In den Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg waren die Bürger am häufigsten auf die Sicherung angewiesen, in Sachsen und Thüringen am seltensten.