Birgit Homburger, FDP-Fraktionschefin, bemängelt die Sicherheitslage in Kundus. Dort ist die Bundeswehr unter anderem stationiert.

Hamburg/Berlin. Die neue Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Birgit Homburger, lobt Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) für seine klaren Worte zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Zugleich verteidigt sie die Entscheidung der schwarz-gelben Bundesregierung, den Wehrdienst zu verkürzen.

Hamburger Abendblatt: Verteidigungsminister zu Guttenberg hat die Zustände in Afghanistan als "kriegsähnlich" bezeichnet. Würden Sie das auch so formulieren?

Birgit Homburger: Es ist richtig und gut, dass der Verteidigungsminister sehr deutlich benennt, was in Afghanistan tatsächlich los ist. Wir dürfen der Bevölkerung nicht verschweigen, dass dort intensive Kampfhandlungen an der Tagesordnung sind.

Abendblatt: Die Erkenntnis kommt nach acht Jahren Kampfeinsatz am Hindukusch ...

Homburger: Die Sicherheitslage rund um Kundus, wo die Bundeswehr unter anderem stationiert ist, hat sich in letzter Zeit deutlich verschlechtert. Festzuhalten bleibt aber auch, dass es die alte Bundesregierung in den vergangenen Jahren versäumt hat, Klartext zu sprechen. Es ist wichtig, dass Herr zu Guttenberg nun das Gefühl der Soldatinnen und Soldaten aufgreift.

Abendblatt: Welche Strategie für Afghanistan sollte die Bundesregierung verfolgen?

Homburger: Die Bundesregierung sollte mit den Partnern gemeinsam die Linie festlegen für das weitere Engagement in Afghanistan. Im Koalitionsvertrag haben wir festgelegt, dass wir den Wiederaufbau im Mittelpunkt sehen. Wir werden die Ausbildung von Polizisten und Soldaten verstärken. Unser Ziel ist, die afghanische Regierung in die Lage zu versetzen, selbst für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Je früher das möglich ist, desto früher gibt es eine Perspektive, den Afghanen allein die Verantwortung zu übertragen.

Abendblatt: Die schwarz-gelbe Regierung will die Wehrpflicht auf sechs Monate verkürzen - der erste Schritt zur Berufsarmee?

Homburger: Die Verkürzung zeigt, dass Bewegung möglich ist. Ich freue mich, dass der Verteidigungsminister und der Bundeswehrverband die sechsmonatige Wehrpflicht unterstützen.

Abendblatt: Haben Sie die Auswirkungen auf den Zivildienst bedacht?

Homburger : Selbstverständlich. Wir können die Dienstzeit verkürzen, ohne dass es zu Nachteilen für soziale Dienste kommt. Erstens wollen viele junge Menschen ein freiwilliges soziales Jahr leisten - deutlich mehr, als es bisher Plätze gibt. Zweitens rate ich dazu, genau hinzuschauen, ob alle Zivildienstplätze tatsächlich dem Gesetz entsprechend arbeitsplatzneutral sind.