Bei Angela Merkels Vereidigung saß er noch auf der Besuchertribüne: der neue, erst 36 Jahre alte Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) schoss von oben Erinnerungsfotos.

Die ganze Zeit eng an seiner Seite: Ehefrau Wiebke und deren Schwester Gesa. Beide beobachteten amüsiert, wie Rösler nach seiner Wahl von jungen Mädchen mit Autogrammwünschen bestürmt wurde. Am frühen Nachmittag ging es dann im Zug zurück nach Hannover: Röslers Zwillingstöchter feierten ersten Geburtstag und wollten nicht länger auf die Mama verzichten.

Angekommen auf den harten Oppositionsbänken: Mit versteinerten Mienen nahmen SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Noch-SPD-Chef Franz Müntefering die Verkündung der Wiederwahl Merkels zur Kenntnis. Vor allem in Steinmeiers erstarrten Gesichtszügen war die Enttäuschung nach dem langen Wahlkampf sichtbar. Keine Hand rührte sich bei den Sozialdemokraten. Als Bundestagspräsident Norbert Lammert die 285 Nein-Stimmen verlas, applaudierten jedoch nur die Abgeordneten der Linkspartei. Lammert reagierte trocken: "So viel zum Thema Wahlgeheimnis."

Familienausflug in den Bundestag: Ursula von der Leyens Ehemann brachte fünf der sieben Kinder mit, sehr zur Freude der Ministerin, die immer wieder nach oben zur Tribüne winkte. Auch die Kanzlerin grüßte einmal in Richtung Familie von der Leyen. Ebenfalls auf der Tribüne gesichtet: Michael Mronz, der Lebensgefährte von Guido Westerwelle. Immer wieder Küsschen warf Neu-Innenminister Thomas de Maizière seiner zur Vereidigung angereisten Ehefrau zu.

Kaum noch wehren vor lauter Glückwünschen und zugesteckten Visitenkarten konnte sich Christoph Steegmans. Der bisherige Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion übernimmt den frei gewordenen Posten des stellvertretenden Regierungssprechers und folgt auf Thomas Steg. Steegmans ist promovierter Wirtschaftshistoriker und arbeitet seit vielen Jahren eng mit Westerwelle zusammen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm bleibt im Amt.

Nach der Wahl von Angela Merkel ging der Streit darüber los, wer für die fehlenden Stimmen verantwortlich sei. FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger erklärte: "Wir haben gestanden." Ihr CDU-Kollege Volker Kauder meldete Zweifel an. Aufklären lassen wird sich die Angelegenheit kaum.

Nachdenklich schritt der CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz über die Flure. Ihn beschäftigte noch immer die scharfe Kritik von Bundestagspräsident Norbert Lammert an den öffentlich-rechtlichen Fernsehstationen. Kein Wunder: Polenz ist Vorsitzender des ZDF-Fernsehrats.