Spannende Zeiten für die evangelische Kirche: Die Synode der EKD tritt in Ulm zu ihrer jährlichen Tagung zusammen.

Ulm. Die Synode wird oft mit einem Parlament verglichen, und das ist auch nicht ganz falsch. Hier kommen Vertreter aus allen Landeskirchen und aus allen Bereichen der evangelischen Kirche zusammen und beraten und beschließen, was für die Kirche von Bedeutung ist.

Ein deutlicher Unterschied zu politischen Parlamenten besteht aber doch: Denn die Synode kennt keine Regierung, keine Opposition und keine rot-grün-schwarz-gelben Fraktionen. Nicht selten gibt es so viele Meinungen wie Mitglieder der Synode. Aber trotzdem versuchen alle immer eine gemeinsame Entscheidung zu treffen, die möglichst alle mittragen können. Zum Glück gibt es auch Streit und Proteste: Schließlich sind wir PROTESTanten.

Auf dem Programm steht unter anderem eine wichtige Personalentscheidung. Die 126 Synodalen werden einen neuen Rat der EKD wählen, und damit verbunden dann auch eine oder einen neue(n) Vorsitzende(n) dieses Rates, denn die Amtszeit von Wolfgang Huber läuft aus. In dieser Wahl spiegelt sich ein wichtiges Wesensmerkmal der evangelischen Kirche: Sie ist demokratisch aufgebaut, Leitungspersönlichkeiten werden auf begrenzte Zeit in ihre Ämter gewählt. Die Kirche wird insofern von den Gemeindegliedern selbst gestaltet und geleitet. Das fängt auf der untersten Ebene an mit einem Kirchenvorstand oder einem Gemeindekirchenrat und setzt sich fort bis zur Synode der EKD. Jedes einzelne Gemeindemitglied übernimmt selbst Verantwortung. Da gibt es kein Oberhaupt wie den Papst, der sagt, wie es gemacht wird. Als evangelische Gemeindeglieder entscheiden wir selbst - und sind auch selbst verantwortlich.

In der Synode der EKD versammeln sich 126 Menschen, die für ihre Kirche Verantwortung übernehmen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn es ist mit Arbeit und Aufwand verbunden. Mancher kommt mit dem Nachtzug quer durch Deutschland, weil er bis zum Abend vor der Tagung beruflich oder anderweitig gebunden ist und es anders nicht zur Eröffnung schaffen würde. Dazu kommt die Vorbereitung der Tagung mit allem, was dazugehört. Denn jede und jeder ist mit seiner Meinung gefragt. Niemand wird dafür bezahlt, dass er an der Synode der EKD teilnimmt, alle Vertreterinnen und Vertreter sind ehrenamtlich. Die Synode ist ein wunderbares Zeichen für die Bereitschaft von Menschen, sich für die Gestaltung unseres Zusammenlebens, unserer Kirche und unserer Gesellschaft zu engagieren.

"Evangelisch. Engagiert" wird denn auch auf dem Banner über der Bühne des Congress-Centrums in Ulm stehen - das Ehrenamt ist das Schwerpunktthema dieser Tagung. Wir sind davon überzeugt, dass Gott jedem Menschen Talente und Gaben, aber auch den Willen schenkt und ihn auffordert, sie zum Wohle anderer und der Gemeinschaft einzusetzen. Viele Christinnen und Christen engagieren sich in der Kirche, aber eben auch darüber hinaus in Kindergärten, Universitäten, Pflegeheimen, Krankenhäusern oder im Gefängnis, sogar in der Politik. Mir ist besonders wichtig, dass Ehrenamtlichen auch wirklich Verantwortung übertragen wird. Sie dürfen nicht nur Aushilfen sein, wo gerade Not an Mann oder Frau ist, sondern sie sollen mitentscheiden, was gemacht wird und wie es gemacht wird. Zum Beispiel auch beim Klimaschutz.

Neben dem Schwerpunktthema werden auf der Synode nämlich immer auch aktuelle gesellschaftliche Fragen diskutiert. Mir liegt das Thema Umweltschutz sehr am Herzen und ich hoffe, dass von der Synode auch dazu ganz konkrete Anstöße ausgehen. Die evangelische Kirche und die Diakonie haben zum Beispiel eine sehr große "Einkaufsmacht". Wenn wir für die Küchen in unseren Pflegeheimen und Bildungshäusern und auch für den Kaffeeklatsch in der Kirchgemeinde konsequent biologische und fair gehandelte Produkte kaufen würden, der Strom ohne Atomkraft hergestellt und der Weg zum Gottesdienst in zehn Minuten zu Fuß und nicht in drei mit dem Auto zurückgelegt würde, dann könnten wir eine kleine Revolution für mehr Gerechtigkeit und Klimaschutz anzetteln. Die Synode selbst, die einmal im Jahr tagt, ist jedenfalls CO2-neutral, das heißt: Der Verbrauch an CO2 wird wieder ausgeglichen. Und natürlich kommen die meisten Synodalen eh mit dem Zug. So zeigen wir, dass es uns mit der Bewahrung der Schöpfung ernst ist.

Am Sonntag beginnt in Ulm die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Katrin Göring-Eckardt (Grüne) ist Vizepräsidentin des Bundestags und seit einem Jahr "Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland" (EKD).