Nach der Ankündigung seiner Kandidatur für den Vorsitz des Zentralrats der Juden in Deutschland hat der Berliner Publizist Hendryk M. Broder die jetzige Amtsinhaberin Charlotte Knobloch scharf angegriffen.

Berlin. "Es gibt sehr viele Symptome dafür, dass Charlotte Knobloch dem Amt nicht ganz gewachsen ist", sagte Broder gestern im NDR. Broders Ankündigung rief derweil ein geteiltes Echo hervor.

Broder kritisierte, Knobloch reagiere "entweder gar nicht oder zu spät oder sie macht alberne Vorschläge, die sie nach ein paar Tagen zurücknimmt". Generell sei der Zentralrat "vollkommen auf die Vergangenheit fixiert", sagte der 63-Jährige. "Es wird über Gedenkstätten verhandelt, über Holocaust-Mahnmale. Er hat zur Gegenwart wenig zu sagen und zur Zukunft eigentlich gar nichts."

Knobloch reagierte gelassen auf die Vorwürfe. "Kritik ist gut, aber sie sollte konstruktiv sein und nicht dem Eigennutz dienen", sagte Knobloch dem "Münchner Merkur". Zur angekündigten Bewerbung des Berliner Publizisten sagte Knobloch: "Im Gegensatz zu allen bisherigen Zentralratspräsidenten hat Broder keine Erfahrung in der Gemeindearbeit."

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Lala Süsskind, begrüßte gegenüber dem "Tagesspiegel" Broders Ankündigung einer Kandidatur. Sie glaube aber nicht, dass er eine Chance hat, ins Präsidentenamt gewählt zu werden. Für dieses Amt sei "doch mehr Ernsthaftigkeit gefragt". Außerdem habe er keine Lobby im Zentralrat.