“Ist das so doll, für den Dschihad sich übergeben zu müssen?“- Richter Ottmar Breidling ist für seine Scharfzüngigkeit bekannt.

Düsseldorf. Gestern brachte er in dem Düsseldorfer Verfahren gegen die vier Terrorverdächtigen der Sauerlandgruppe mit dieser einen Frage an den Angeklagten Fritz Gelowicz die ganze Widersinnigkeit von dessen Terrorfantasien auf den Punkt. Der Chef der Terrorgruppe hatte gestern im Prozess ausgesagt, dass er nach den geplanten Anschlägen in Deutschland gegen US-Einrichtungen eigentlich in das pakistanisch-afghanische Grenzgebiet nach Waziristan hatte zurückkehren wollen. Dort hatte sich die Angeklagte zuvor von der Islamischen Dschihad Union (IJU) ausbilden lassen - und sehr unter dem ungewohnten Essen gelitten. Er habe von Waziristan aus wieder in den Kampf gehen wollen, eben "was so ansteht - aber schon Dschihad".

Zu einem Selbstmordanschlag allerdings fehlte ihm dann offenbar doch der Mut. "Es ist nicht so einfach, sich selbst in die Luft zu sprengen", sagte Gelowicz gestern vor Gericht. "Dazu gehört schon Überwindung." Ob er "doch ein bisschen Schiss" gehabt habe, wollte Richter Breidling dazu wissen. Er hätte zwar in Kauf genommen, im Kampf für den Islam zu sterben, meinte der Angeklagte, "aber scharf war ich nicht drauf." Er habe auch nicht geheiratet, um sich acht Monate später in die Luft zu sprengen.

Bei ihren geplanten Anschlägen in Deutschland wollten die Angeklagten laut Gelowicz mit Schrauben und dicken Muttern gespickte Bomben sogar noch die Zahl der möglichen Opfer erhöhen. "Wir haben gelernt, dass ein Anschlag ohne Splitter total sinnlos ist", erklärte er freimütig. Er habe Mitleid mit den Angehörigen der möglichen Opfer gehabt, fügte Gelowicz hinzu. Er habe das aber in Kauf nehmen wollen, um das Leid der Muslime in Afghanistan zu lindern. Gelowicz bekannte sich klar zur Mitgliedschaft bei der IJU. "Ich war bis zu meiner Festnahme IJU-Mitglied", sagte er. Die IJU habe allerdings mit al-Qaida nicht zusammengearbeitet. Man kenne sich zwar untereinander, aber über die Anschlagsplanungen sei al-Qaida nicht informiert gewesen.

Immerhin eines hat seine Haft schon bewirkt: Ein Leben in Waziristan hat Gelowicz aus seinem Kopf gestrichen. "Nach meiner Festnahme bin ich zu einer anderen Lebensplanung gekommen", sagte der 30-Jährige.