Es war schon ein eindrucksvolles Bekenntnis der FDP-Führungsriege, als sie am Wahlabend mit stolzgeschwellter Brust vor die Mikrofone trat: Blau-Gelb ist jetzt die politische Mode, signalisierten die Krawatten der liberalen Leitwölfe.

Die Komplementärfarben Blau und Gelb, die wir als Farben Schwedens und seines großen Möbelhauses, als Katzenbild von Franz Marc, als Küsten-Kombination aus Friesennerz und Gummistiefel und natürlich als Vereinsfarben Eintracht Braunschweigs schätzen, sind die Gewinner der Wahl.

FDP-Frontmann Guido Westerwelle weiß um die Bedeutung der passenden Krawatte. Schon 2001 hatte ihn das Deutsche Institut für Herrenmode zum Krawattenmann des Jahres gekürt, weil er den Binder "stilvoll in Szene setzt". Er pflegt dieses Image: "Ich habe schon Krawatten binden können, als Joschka Fischer noch in Turnschuhen herumlief."

Ein gut gebundener Schlips ist der erste ernste Schritt ins Leben, wusste schon Oscar Wilde. Aber Westerwelle kann mehr. Nach einer Umfrage des Fachorgans "Textilwirtschaft" ist er der am zweitbesten gekleidete deutsche Politiker. Besser schnitt nur Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ab. Womöglich erzielte der schneidige CSU-Politiker deswegen in seinem Wahlkreis Kulmbach das bundesweit beste Ergebnis aller Direktkandidaten. Stil bringt Stimmen.

Bei Angela Merkel ist die neue Farbenlehre noch nicht angekommen. In der Elefantenrunde trug die Kanzlerin im Kontrast zu Westerwelle einen roten Blazer. Mag sein, dass "Angie" den "Stones" (Steinbrück und -meier) und der Großen Koalition doch nachtrauert.

Gestern trug Westerwelle übrigens eine zartblaue Krawatte. Die gelben Streifen hatte er diesmal seinem Generalsekretär Niebel überlassen. Der FDP-Chef weiß: Jetzt hat er nicht nur edles Tuch am Hals, sondern auch die Verantwortung.