Großes Kino soll es werden. In der Babelsberger Metropolis-Halle hält die FDP am Sonntag ihren außerordentlichen Bundesparteitag ab. Dort werden sich die Liberalen offiziell auf ihre Koalitionsaussage zugunsten der Union festlegen.

Berlin. Das kommt spät, aber nicht überraschend, immerhin wird auch FDP-Chef Guido Westerwelle wissen, was die Parteienforscher schon lange herausgefunden haben: dass sich vier von fünf FDP-Anhängern eine schwarz-gelbe Bundesregierung wünschen. Natürlich wird in Berlin jetzt schon über die möglichen FDP-Minister spekuliert. Sollte es am 27. September für eine Koalition reichen, gilt Westerwelle als Außenminister gesetzt. Nicht weil er dieses Amt so dringend für sich ersehnt - O-Ton: "Die FDP als Partei wäre sehr wohl in der Lage, in einer bürgerlichen Regierung Verantwortung für die Außenpolitik zu übernehmen!" -, sondern weil der kleinere Koalitionspartner den Chefposten im Auswärtigen Amt traditionell für sich beanspruchen kann.

Üblich ist auch, dass der Juniorpartner Zugriff auf das Wirtschafts- oder Finanzressort erhält. Für den Fall, dass die FDP den Nachfolger von Peer Steinbrück stellt, gilt Hermann Otto Solms als erste Wahl. Der 68-Jährige, der seiner Partei in der Kohl-Ära lange als Fraktionsvorsitzender gedient hat, würde seine politische Karriere mit einem Kabinettsposten krönen.

Danach wird es schwieriger mit den Prognosen. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, heißt es, könnte als Justizministerin ein Comeback feiern. Die 58-Jährige, die ihr Amt 1996 aus Protest gegen den Großen Lauschangriff niederlegte. Dass Rainer Brüderle nur zu gern das Bundeswirtschaftsministerium übernehmen würde, gilt in Berlin als offenes Geheimnis. Expertise kann der 64-Jährige nachweisen, immerhin ist er 1987 bis 1998 Wirtschaftsminister in Rheinland-Pfalz gewesen. Trotzdem könnte der Partei- und Fraktionsvize leer ausgehen. Denn erstens würde die Union den Liberalen niemals das Finanz- und das Wirtschaftsressort überlassen, und zweitens müsste sich Amtsinhaber Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vorher freiwillig für ein anderes Ressort entscheiden.

Insgesamt könnte die FDP mit vier der 16 Ministerposten rechnen. Genannt werden noch die Namen der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Cornelia Pieper (Bildung) und der Europa-Abgeordneten Silvana Koch-Mehrin (Familie).