Im Raum mit der nüchternen Bezeichnung LE 7.101 wird es jeden Morgen um acht Uhr richtig ernst. Dann wird das Konferenzzimmer mit dem mintgrünen Teppichboden, dem runden Holztisch und der Fensterfront zur Spree zum eigentlichen Machtzentrum der Republik.

Berlin. Hier trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihren engsten Mitarbeitern zur sogenannten Morgenlage.

In der siebten Etage des Bundeskanzleramts, in der neben der Regierungschefin auch Kanzleramtsminister Thomas de Maizière sein Büro hat, sondiert Merkel mit ihrem engsten Führungszirkel die wichtigsten Nachrichten aus aller Welt, bespricht die politische Lage und geht die anstehenden Termine durch. Was in diesem Zimmer besprochen wird, untersteht höchster Geheimhaltung. Zimmer LE 7.101 ist ein zentraler Ort deutscher Politik.

An diesem Tag betritt Angela Merkel diesen Raum gleich zweimal. Sie hat auch die Hamburger Gymnasiasten in ihre vertraute Büroatmosphäre gebeten. Der Wunsch der Kanzlerin, das Interview im Morgenlage-Raum zu geben, war kurzfristig übermittelt worden - für die fünf Interviewer eine besondere Gelegenheit.

Die Entscheidung für das verhältnismäßig kleine Zimmer hat eine Kehrseite. Das Gros der Abiturklasse kann das Interview nicht direkt verfolgen. Während sich Merkel den Fragen der fünf Interviewer stellt, wird der Rest der Gruppe durch das Kanzleramt geführt. Zum Schluss kommen doch noch alle Schüler mit Merkel zusammen. In der Sky-Lobby im siebten Stock stellt sich die Kanzlerin mit auf für ein Gruppenfoto. Ein paar Minuten bleiben für ein kurzes Kennenlernen. Für die Klasse aus Billstedt ist das mehr als ein Trost. Der stellvertretende Schulleiter Olaf Colditz ist begeistert: "Das ist ein großes Ereignis für unsere Schule. Wir werden darüber in unserem Jahrbuch und auf unserer Homepage berichten."

Normalerweise finden im Bus zwei Wahlen statt - die erste auf der Fahrt nach Berlin, die zweite auf der Rückreise. Das Ergebnis soll zeigen, ob der interviewte Politiker die Abiturienten überzeugt hat. Weil sich auf dieser Klassenfahrt nicht alle Schüler einen umfassenden Eindruck von Angela Merkel machen konnten, baten wir stattdessen die fünf Interviewer auf der Heimfahrt um ihre Meinung: Wie haben Sheryl Pitzen, Anna Al-Khafagi, Marika Williams, Norbert Kaczmarek und Awista Nasiri die Kanzlerin erlebt? Die Antworten lesen Sie unten auf dieser Seite.