Opposition bringt Quote: Westerwelle, Trittin und Lafontaine hatten in der ARD mehr Zuschauer als Merkel und Steinmeier eine Woche zuvor.

Hamburg. Liegt’s am Wetter, am Parallelprogramm oder doch am Gähn-Faktor? Die drei Spitzenkandidaten der Opposition haben am Montagabend in der ARD mehr Zuschauer an den Bildschirm gelockt als eine Woche zuvor Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Frank-Walter Steinmeier (SPD) in ihren Einzelauftritten.

Lagen Merkel und Steinmeier in der Wahlarena der ARD zur selben Sendezeit noch bei rund 3 Millionen Zuschauern, hatten Guido Westerwelle (FDP), Jürgen Trittin (Grüne) und Oskar Lafontaine (Linkspartei) an einem Abend zusammen 4,20 Millionen Zuschauer (Marktanteil 13,9 Prozent). Diese Koalition, die in der Realität nie eine wird, scheint für die Fernsehzuschauer attraktiver als die Große Koalition auf der Mattscheibe. Auch das TV-Duell der Kanzlerkandidaten Merkel und Steinmeier am Sonntagabend litt unter der um sieben Millionen Zuschauer eingebrochenen Quote. So viel Verlust war zu verzeichnen im Vergleich zum Duell Merkels gegen Gerhard Schröder im Jahr 2005.

Dabei hatten Westerwelle, Trittin und Lafontaine nicht unbedingt Neues zu bieten. Einig aber waren sich die drei jedoch in der Bewertung der tödlichen Prügelattacke in der Münchener S-Bahn. Alle forderten eine höhere Polizei-Präsenz statt reiner Videoüberwachung.

Westerwelle wies in dem 90-minütigen Dreikampf darauf hin, dass zur Schaffung neuer Arbeitsplätze der Mittelstand entlastet werden müsse. Der Staat schaffe nur den Rahmen für Arbeitsplätze. Deshalb sei es „unredlich, Zahlen in die Welt zu setzen“, sagte er mit Blick auf die Ankündigung von Linken und Grünen, zwei Millionen beziehungsweise eine Million neuer Jobs schaffen zu wollen. Trittin und Lafontaine bekräftigten die Forderung nach einem gesetzlichen, flächendeckenden Mindestlohn.

Einen stärkeren finanziellen Beitrag von Topverdienern durch einen höheren Spitzensteuersatz verlangten Lafontaine und Trittin. Dagegen argumentierte Westerwelle, „Leistungsträger“ dürften nicht stärker belastet werden. Er warb für Steuersenkungen. „Ich glaube, dass wir uns Steuersenkungen nicht mehr leisten können“, sagte Lafontaine. Trittin verwies auch auf Finanzbedarf im Bildungsbereich. Grüne und Linke wollen Entlastungen für Geringverdiener, aber zugleich Vermögensabgaben für Reiche.

Alle drei Parteien kündigten an, nach der Wahl die von der Großen Koalition beschlossene Rente mit 67 wieder kippen zu wollen. Westerwelle und Lafontaine warben für ihre Konzepte zu einem flexiblen Renteneintrittsalter. Trittin erneuerte den Grünen-Vorschlag einer Garantierente für all jene, die 30 Jahre dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestanden haben. Alle drei Kandidaten setzten sich zudem für ein höheres Schonvermögen von Arbeitslosen ein.