Die Hamburgerin Nadine Kmoth, Jahrgang 1965, hat Bücher zum Thema Körpersprache veröffentlicht, ist Managementtrainerin und Dozentin, berät Vorstände, Diplomaten und Politiker. Für das Abendblatt hat sie die “Körperrhetorik“ der beiden Rede- Duellanten beobachtet:

Hamburg. "Angela Merkel wirkte sehr erprobt, sie macht das ja schon zum zweiten Mal, und das merkt man an ihrer Körpersprache. Sie stand recht fest, sehr aufrecht. Sie hatte ihre Hände locker am Pult, gestikulierte viel, und zwar im ganzen mittleren, 'neutralen' Körperbereich. Manchmal ging sie auch nach oben - in den 'positiven' Bereich. Sie nahm sich gestisch Platz, besetzte Territorium. Damit wirkt man sicher und souverän. Sie hatte keine Angst - und das kommt beim Wähler an. Früher hat sie gern die Oberarme an den Körper geklemmt, davon hat sie sich befreit. Sie hat den gesamten Bereich genutzt, der ihr zur Verfügung stand."

Zu Frank-Walter Steinmeier sagte die Körpersprache-Expertin:

"Steinmeier hat sich am Anfang mit steifen Armen auf das Pult gestützt, gar nicht locker. Dabei wollte er offenbar den lockeren Gerhard Schröder imitieren. Er hat kaum Gesten verwendet, nur bei seinem Spezialthema soziale Ungerechtigkeit wurde er ein bisschen wacher und setzte mal den Zeigefinger ein. Ansonsten war er sehr bewegungslos, kam uns auch mit dem Oberkörper überhaupt nicht entgegen, blieb immer 'bei sich'. Seine sonstige Lockerheit hatte er verloren, er wirkte angestrengt, wie eingefroren. Steinmeier wirkte insgesamt sehr unsicher, versuchte das zu überspielen, indem er sich cool auf das Pult aufstützte. Auch in der Mimik gab es keine Bewegung, da bewegten sich nur die Lippen. Fazit: Merkel wirkte glaubwürdiger."