Wahlkampf im Schlafwagen funktioniert nur, solange nichts passiert. In den vergangenen anderthalb Wochen ist aber etwas geschehen. Es ist in der politischen Auseinandersetzung zu zwei Ermüdungsbrüchen gekommen, die sich auch prompt in den aktuellen Umfragen niederschlagen.

Zum einen ist bei den Landtagswahlen die Linke weiter so erstarkt, dass sie als gestaltende Kraft kaum mehr wegzudenken ist. 20 Jahre nach dem Mauerfall, endlosen Debatten und bereits funktionierenden Koalitionen hat das linke Gespenst für viele seinen Schrecken verloren. Der SPD glaubt man auch allenfalls noch, dass sie vielleicht nicht schon in diesem Herbst im Bund mit der Linken koalieren mag. Spätestens 2013, wenn der Verräter Lafontaine in Rente ist, wird das zur Option.

Zum anderen hat das von der Bundeswehr angeforderte folgenschwere Bombardement in Afghanistan die latente Abneigung der Mehrheit der Deutschen gegen Krieg wieder geweckt. Theoretiker haben errechnet, dass Krieg führende Staaten nach vier bis sechs Jahren materiell so erschöpft sind, dass sie Frieden schließen müssen. Auch die mentale Bereitschaft, bewaffnete Auslandseinsätze zu unterstützen oder nur zu dulden, hat ihre Grenzen. Vor allem, wenn er wie der schon fast acht Jahre währende Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan in den vergangenen acht Jahren so lausig begründet wurde. Mal galt es, den Terrorismus zu bekämpfen, mal Schulen zu bauen, dann sollte Demokratie exportiert werden. Jetzt ist man froh, wenn sich das Land irgendwann selbst regieren kann. Fortschritte sind kaum zu erkennen.

Die Linke, die von dieser Entwicklung derzeit am meisten profitiert, wird die Bundestagswahl nicht gewinnen können. Die Kanzlerin aber kann sie noch mit ruhiger Hand verlieren.