Wenn die Sommerfeste in den Landesvertretungen der Hauptstadt längst vorbei sind, dann legen die Bayern erst richtig los: Zum traditionellen Oktoberfest der Bayerischen Landesvertretung in Berlin ließ sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nicht lumpen.

Berlin. Er tischte seinen 2500 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur nicht nur Krustenbraten mit Rotkohl und Germknödel vom Sternekoch Eckart Witzigmann auf.

Nein, er animierte das Publikum im proppevollen Hippodrom-Zelt vor dem Roten Rathaus auch, beim Bier ordentlich zuzulangen. "In diesem Jahr soll jeder so viel trinken, wie er mag und verträgt." Das war eine Anspielung auf seinen Vorgänger Günther Beckstein, der vor genau einem Jahr mit Äußerungen zu Alkohol am Steuer in die Kritik geraten war.

Die Gäste (darunter auch Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Israels Botschafter Yoram Ben Zeev) ließen sich das nicht zweimal sagen und schunkelten sich bei Live-Musik in Wiesn-Stimmung.

So ließ sich auch verschmerzen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Weg ins Festzelt, das seit gestern für den Publikumsverkehr geöffnet ist, nicht gefunden hatte. Vielleicht, wurde an den Holzbänken geunkt, wollte Merkel sich dieser machtvollen Demonstration bayerischer Stärke in der Hauptstadt so wenige Tage vor der Wahl lieber nicht aussetzen.

So war unverhofft Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) der am meisten beachtete weibliche Gast. Sie schien sich auf der in die Hauptstadt exportierten Wiesn wie zu Hause zu fühlen. Fröhlich stemmte sie für die Fotografen Maßkrüge - im urigen Dirndl, versteht sich. Aigner liebt es eben volkstümlich. Doch auch viele Berlinerinnen kamen im Dirndl. Und vereinzelt wurden sogar Lederhosen gesehen. Die angereisten oder eingemeindeten "echten" Bayern durften sich indes darüber freuen, dass die Maß in Berlin reeller gefüllt wird. Allerdings mit dünnerem Bier: fünf statt 6,1 Prozent.