Das Bundesinnenministerium hat erstmals die Tätigkeit der früheren RAF-Terroristin Verena Becker als Informantin des Verfassungsschutzes bestätigt. Die Zusammenarbeit habe auf der Zusicherung der Geheimhaltung basiert, sagte ein Sprecher von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) gestern in Berlin.

Berlin. Becker soll laut "Bild"-Zeitung über 100 000 Mark (51130 Euro) für ihre Tätigkeit erhalten haben. Der Ministeriumssprecher sagte: "Wenn der Verfassungsschutz mit Quellen arbeitet wie Informanten, die sich zur Verfügung stellen, um über ganz bestimmte Sachverhalte Auskunft zu geben, so wie es damals auch Frau Becker getan hat, dann basiert das immer auf der Geschäftsgrundlage der Zusicherung der Geheimhaltung." Ein Verfassungsschutz sei auf solche Quellen angewiesen.

Schäubles Sprecher kündigte an, dass ein Antrag der Bundesanwaltschaft auf Herausgabe von Verfassungsschutzakten sorgfältig geprüft werde. Die Akten seien bisher mit einem Sperrvermerk versehen, sodass sie nicht gerichtsverwertbar seien. Becker war in der vergangenen Woche festgenommen worden, weil sie dringend verdächtig ist, an der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seinen zwei Begleitern am 7. April 1977 beteiligt gewesen zu sein.

Nach dem "Bild"-Bericht soll Becker für Treffen mit Agenten des Verfassungsschutzes insgesamt fünfmal in Limousinen aus der Haftanstalt Köln-Ossendorf geholt worden sein, wo sie bis zu ihrer Begnadigung 1989 eine lebenslange Haftstrafe wegen mehrfachen Mordversuchs absaß. In einer konspirativen Wohnung in Köln soll sie bei den Gesprächen unter anderem Hinweise zu den RAF-Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar sowie über Sprengvorrichtungen der RAF gegeben haben. Der Kontakt Beckers zum Verfassungsschutz sei 1986 wieder abgebrochen.