Zwischen Hoffen und Bangen schwankte gestern die Stimmung in der FDP-Führung. “Wir sind schon das letzte Mal an der Union gescheitert“, sagte der Pfälzer Volker Wissing mit Blick auf die Bundestagswahl etwas ratlos.

Berlin. Johannes Vogel dagegen, der Chef der Jungen Liberalen, freute sich: "Es gibt keinen Grund zur Unruhe. Die Union an der Saar und in Thüringen ist wieder bei Normalmaß gelandet."

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle nahm das Absacken der Union in zwei Bundesländern ohne eine schwarz-gelbe Option als Alternative nicht ganz so locker. "Die Union muss sich fragen, ob sie weiter auf drei Koalitionshochzeiten tanzen will", sagte er an die Adresse von Angela Merkel. "Klarheit ist gefragt. Wer gewinnen will, muss klar sein." Westerwelle verbat sich zugleich die wiederholten Attacken "nicht nur aus Bayern unter die Gürtellinie der FDP" und wiederholte: "Hier schießt jemand auf das falsche Tor." Seit Wochen beobachtet die FDP-Führung mit wachsender Sorge, dass die CDU-Vorsitzende ein Bündnis mit der FDP angeblich nur halbherzig verfolgt. Merkel wolle lieber bequem weiter mit der SPD regieren, statt mit der FDP heikle Reformen etwa bei Steuern oder Gesundheit anzupacken - das ist inzwischen Standard-Lesart bei den Freidemokraten. Das FDP-Präsidium zog aus dieser Analyse gestern den Schluss, Merkel in den nächsten Tagen zu einer schärferen Profilierung für ein "bürgerliches Bündnis" im Bund zu drängen. Guido Westerwelle soll in den kommenden Tagen mit der Kanzlerin noch einmal über die Wahlkampfstrategie von Schwarz und Gelb sprechen. Ziel ist eine Art "Rote-Socken-Kampagne light" mit der Zuspitzung: Es gilt, eine rechnerische Mehrheit für Rot-Rot-Grün zu verhindern.

Eine Änderung der FDP-Strategie - etwa mit einer Lockerung der Koalitionsaussage in Richtung einer Ampel mit der SPD - fassen die FDP-Oberen nicht einmal ins Auge. "Dann wachsen wir einfach weiter - noch mal vier Jahre in der Opposition", sagte einer von ihnen.