Nach der Festnahme der Ex-Terroristin Verena Becker will die Bundesanwaltschaft die Freigabe bislang gesperrter Geheimdienstakten zum Mordanschlag auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback beantragen.

Karlsruhe. Die Durchsuchung der Wohnung Beckers habe "eine neue Erkenntnislage" erbracht, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Daher sei bereits am späten Freitagabend entschieden worden, die bislang gesperrten Buback-Akten des Verfassungsschutzes einsehen zu können.

Der Antrag solle in den kommenden Tagen beim Bundesinnenministerium gestellt werden. Das Ministerium lehnt eine Freigabe der Akten allerdings bislang ab.

Becker soll schon fünf Jahre vor der Ermordung des früheren Generalbundesanwalts Siegfried Buback im Jahre 1977 Kontakt zum Verfassungsschutz gehabt haben. Das gehe aus Akten hervor, die der DDR-Staatssicherheitsdienst (Stasi) über Becker geführt habe, schreibt die "Bild"-Zeitung. Aus der Akte gehe auch hervor, dass die Stasi einen in Ostberlin lebenden Onkel Beckers zum Buback-Mord befragt hat. In einem Aktenvermerk vom 6. Januar 1978 heiße es: "Er vermutet, dass die Becker bereits an der Entführung von Lorenz beteiligt war. Dafür wisse er aber ganz sicher, dass sie an der Aktion Buback (BRD) aktiv beteiligt war."

Der frühere "Spiegel"-Chefredakteur und RAF-Experte Stefan Aust sagte, die Tatsache, dass gegen Becker bis heute keine Mordanklage erhoben worden sei, obwohl die Tatwaffe bei der Verhaftung 1977 bei ihr gefunden wurde, "lässt darauf schließen, dass es irgendeine Art von Deal mit den Ermittlungsbehörden oder dem Geheimdienst gegeben haben muss".

Becker (57) war am Donnerstag festgenommen worden - 20 Jahre nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis. Sie wird beschuldigt, im April 1977 an dem Anschlag auf Buback und zwei seiner Begleiter beteiligt gewesen zu sein.