Gestärkt durch die Ergebnisse der Landtagswahlen, wollen die Grünen nun alle Kraft in die Verhinderung einer schwarz-gelben Mehrheit im Bund legen.

Berlin. Die grünen Spitzen werteten die "krachenden Niederlagen" für die CDU im Saarland und in Thüringen als Vorzeichen: "Es war auch eine Testwahl für den Bund", sagte Spitzenkandidatin Renate Künast gestern in Berlin. "Es gibt keine schwarz-gelbe Mehrheit - die ist nicht gewollt." Das Rennen sei wieder offen, für die Grünen beginne "jetzt noch mal richtig die Aufholjagd", sagte Künast.

Parteichefin Claudia Roth zeigte sich mehr als optimistisch: "Das ist ein sattgrüner Tag", sagte sie. Die Wahlergebnisse vom Wochenende interpretierte sie als den "Anfang vom Ende des vermeintlichen Siegeszugs von Frau Merkel, die sich ja schon wieder im Kanzleramt gesehen hat".

Mit Blick auf die Verluste der CDU sagte Roth, sie schließe aus, "dass wir Mehrheitsbeschaffer sind für eine Politik, die keine Mehrheit bekommen hat." Die Landesverbände hätten aber freie Hand, Koalitionen auch mit der CDU zu bilden. Bundes-Spitzenkandidat Jürgen Trittin zeigte sich überzeugt, dass Schwarz-Gelb "mit Grün verhindert werden kann".

Da eine rot-grüne Wunschehe derzeit wegen der SPD-Schwäche schon fast wie eine historische Episode erscheint, wähnen sich die Grünen nun der Rolle eines Königsmachers im unübersichtlichen Fünf-Parteien-System einen Schritt näher. Die linken Grünen wollen eher ein Linksbündnis, in bodenständigen Regionen wie Baden-Württemberg würde man es lieber mal mit der CDU versuchen. In der Führung hält man nach der Bundestagswahl weiter eine Ampel für die wahrscheinlichste Variante - auch wenn kein Grüner die FDP unter Guido Westerwelle mag. Deshalb gibt es auch kein offizielles Bekenntnis zur Ampel.

Für den Bund wollten Künast und Roth eine Koalition mit der Linken nicht ausschließen, nur um im nächsten Satz zu sagen, diese verbiete sich von selbst - etwa wegen einer unzuverlässigen Außenpolitik. Am liebsten wäre es den Grünen, wenn Angela Merkel vor Schreck ihren eher allgemein gehaltenen Wohlfühl-Wahlkampf aufgebe. Dann fiele es den Grünen leichter, sich mit ihrem Programm zu profilieren - hoffen sie.