Sie planten die größte Anschlagsserie, die Deutschland je erlebt hätte. Mit der letztlich gekauften Menge von Wasserstoffperoxid hätten die vier Terrorverdächtigen der Sauerlandgruppe eine explosive Mischung von 550 Kilogramm brauen können, was laut Anklage einer Sprengkraft von 440 Kilo TNT entspricht.

Düsseldorf. So weit der Plan. Doch wie und wo das geschehen sollte, damit haben sich Daniel Schneider, Fritz Gelowicz, Atilla Selek und Yilmaz Adem lange herumgeschlagen. Das sagte Atilla Selek gestern vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf aus: "Wir sind eigentlich so planlos gewesen."

Danach hat sich die im Herbst 2007 im Sauerland verhaftete Gruppe monatelang vergeblich einen Weg in den bewaffneten "Heiligen Krieg" (Dschihad) gesucht. An den zunächst geplanten Zielen Tschetschenien und Irak seien sie gescheitert, sagte der Angeklagte Atilla Selek. "Wir waren etwas orientierungslos", gab er zu. Niemand habe sie im Dschihad haben wollen. Auf Anraten eines Bekannten hätten sie sich daher 2005 entschieden, einen Arabisch-Kursus in Syrien zu besuchen.

Islamist Selek sieht auch darin noch einen Wink Gottes. "Wenn Allah nicht will, dann geht's halt nicht", sagte er mit Blick auf den vergeblichen Versuch, in die russische Kaukasusrepublik Tschetschenien zu gelangen. Bekannte hätten gesagt, dass nur Männer, die körperlich dazu in der Lage seien, in Tschetschenien kämpfen könnten. Der Bürgerkrieg in der russischen Republik war jahrelang Sammelbecken für Islamisten aus aller Welt, die sich dort im Kampf schulten. Auch der Plan Irak sei gescheitert, als die Gruppe erfahren habe, dass es dort schon genügend Kämpfer gebe. "Ich wusste auch nicht, dass man die Sprache lernen muss", sagte Selek. Ans Aufgeben habe die Gruppe aber nicht gedacht. Sie hätten sich in Syrien immer gegenseitig motiviert.

Zwei der vier Angeklagten, der Rädelsführer Gelowicz sowie Yilmaz, gelangten 2006 mithilfe eines Schleusers vom Iran aus in ein Terror-Ausbildungslager der Islamischen Dschihad-Union (IJU)in der pakistanischen Provinz Waziristan an der Grenze zu Afghanistan. Selek und Schneider trafen später ein.

Bei der Ausbildung hätten sie gehofft, dort auch kämpfen zu dürfen, hatte Gelowicz zu Protokoll gegeben.

"Märtyrer zu werden nimmt man halt immer in Kauf", sagte Gelowicz. Schon kurz nach Beginn der Ausbildung habe er dann die Vorahnung gehabt, "dass man in Erwägung zog, uns einen Anschlag begehen zu lassen".