Die Parteiführung in Berlin soll die Landesverbände aufgefordert haben, nach den Wahlen der Linken Bündnisse anzubieten.

Berlin. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich fährt in diesen Tagen gern auf einem schwarz-gelben Motorroller herum. Das soll den Wählern schon von Weitem signalisieren, was die CDU für die Zeit nach dem 30. August anstrebt: ein Regierungsbündnis mit der FDP. Und die Chancen, dass man die ungeliebte SPD als Koalitionspartner nach fünf Jahren wieder loswerden und stattdessen mit den Liberalen weitermachen könnte, sind nicht schlecht. In den Umfragen steht die CDU bei 38 Prozent, der FDP werden knapp 12 Prozent vorausgesagt. Unterdessen hat für Tillichs Kollegen in Thüringen und im Saarland längst das große Zittern begonnen. Denn dass Dieter Althaus und Peter Müller ihre absolute Mehrheit verlieren werden, scheint bereits in Stein gemeißelt. Zwischen 34 und 35 Prozent sehen die aktuellen Umfragen die CDU in Thüringen, auf 38 Prozent kommt sie zurzeit im Saarland. Unter Umständen müssen Althaus und Müller sogar ihren Hut nehmen.

SPD und Linke richten sich sechs Tage vor der Landtagswahl jedenfalls bereits auf mögliche Koalitionen ein. Der Linken-Spitzenkandidat Oskar Lafontaine habe bereits mehrere Personalvorschläge für eine linke Koalition gemacht, die auch in der SPD konsensfähig seien, berichtete das Magazin "Der Spiegel" ohne Quellenangabe. Auch in Thüringen sei eine rot-rote Zusammenarbeit möglich, wenn es mit den Grünen die notwendigen Mehrheiten geben sollte. Die "Welt am Sonntag" berichtete ebenfalls ohne Angabe von Quellen, die SPD-Spitze habe ihre Parteifreunde im Saarland und in Thüringen gebeten, mögliche rot-rote Koalitionsverhandlungen gleich anzugehen.

Es mache keinen Sinn, ein ohnehin geplantes Vorhaben künstlich hinauszuzögern. Im bürgerlichen Lager zeigt man sich nicht überrascht. "Spätestens seit der Bundespräsidentenwahl muss jedem klar gewesen sein, dass SPD und Linkspartei die Finger nicht voneinander lassen können. Rot-rote Bündnisse auch in den Westländern und auf Bundesebene sind das Ziel", sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte der dpa: "Jetzt wird immer klarer erkennbar, dass die SPD nach den Landtagswahlen im Saarland und in Thüringen den Hebel umlegen will in Richtung Rot-Rot-Grün. Dann hätte der Wahlkampf allerdings das Feuer, das Herr Steinmeier und Herr Müntefering bisher so vermissen."

Dessen ungeachtet gehen in Thüringen zwei Männer aufeinander los, die angeblich nur ein gemeinsames Ziel kennen: Dieter Althaus abzulösen. Immer geht es um die Kernfrage, ob die stärkere Linkspartei dem SPD-Politiker Christoph Matschie den Vortritt lassen würde. Und immer fällt Bodo Ramelow etwas Neues ein, mit dem er Matschie quälen kann. Seine jüngste Forderung: Die SPD müsse ihren Spitzenkandidaten nach der Wahl austauschen. Matschie war fassungslos. "Wer so agiert", meinte er empört, "ist auch persönlich nicht geeignet, ein Land zu führen!"

Während die Linkspartei die SPD in Thüringen vor sich her treibt, sieht der amtierende Ministerpräsident nicht nur seine absolute Mehrheit dahinschwinden, sondern auch die schwarz-gelbe Alternative. In den Umfragen geht es mit Althaus und der CDU immer mehr bergab. Und jetzt darf er nicht einmal mehr sagen, was er will. Jedenfalls nicht über den von ihm verursachten Skiunfall. Die Süddeutsche Zeitung will von einer Stillschweigevereinbarung erfahren haben, die Althaus' Rechtsvertreter mit dem Anwalt von Bernhard Christandl, dem Witwer der gestorbenen Frau, geschlossen hat.