Für die SPD ist es allmählich zum Verzweifeln: Angela Merkel ist einfach nicht zu fassen. Während die Sozialdemokraten über ihren “Deutschlandplan“ streiten wollen, spielt die CDU-Vorsitzende Merkel einfach ihren Kanzlerbonus aus.

Berlin. Man kann Franz Müntefering also verstehen, wenn er frustriert ruft: "Frau Merkel, kommen Sie aus Ihrer schwarzen Ecke, kommen Sie in die Mitte des Rings. Dann werden wir sehen, wer die besseren Argumente hat!" Bewirkt hat der SPD-Chef damit allerdings bislang nichts. Auch nicht mit seinem wütenden Satz: "Die Menschen werden sie nicht fürs Nichtssagen wählen!"

Wer nichts tut, kann keine Fehler machen. Die alte Arbeitnehmer-Devise ist in der Politik zwar schon häufiger widerlegt worden, aber dieses Mal scheint sie aufzugehen. Michael Spreng hält sie jedenfalls für richtig. "Es sieht so aus", meint der frühere Unions-Wahlkampfmanager, "dass Angela Merkel damit Erfolg haben könnte, auch wenn dies zu einem der langweiligsten Wahlkämpfe der letzten 20 Jahre geführt hat." Die Union blieb auch am Wochenende eisern bei der Linie, dass nicht "rumgehackt" wird. "Jeder Wahlkampf findet in einer bestimmten Zeit statt", meinte Fraktionschef Volker Kauder. Derzeit interessiere die Bürger vor allem der Weg aus der Wirtschaftskrise. Klamauk sei da unangebracht.

Dass es ihr nicht mal gelingt, den Shootingstar des Kabinetts zu stellen und Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zu einer Debatte über ein angeblich geheimes Strategiepapier zu zwingen, frustriert die SPD zusätzlich. Ohnehin argwöhnt sie, dass Union und FDP Entscheidungen der Großen Koalition rückgängig machen wollen, das aber im Wahlkampf nicht sagen. Man habe der Union "jeden einzelnen Mindestlohn aus der Nase ziehen müssen", sagte Bundesarbeitsminister Olaf Scholz gestern dem Hamburger Abendblatt. Und zwar gegen "hinhaltenden Widerstand". Scholz weiter: "Die jüngsten Äußerungen von Unions- und FDP-Politikern und auch das Strategiepapier aus dem Wirtschaftsministerium zeigen: Eine schwarz-gelbe Koalition würde diesen Weg nicht weitergehen, sondern alles Erreichte rückgängig machen. Das träfe die schutzbedürftigsten Arbeitnehmer."

Angela Merkel ließ auch das gestern an sich abprallen. Beim Tag der offenen Tür empfing sie Hunderte von Bürgern im Kanzleramt. Erst berichtete sie launig, wie sie einst vom Stab ihres Amtsvorgängers im Kanzleramt mit Kuchen empfangen worden sei, dann meinte sie lächelnd: "Das heißt aber nicht, dass ich jetzt nicht wiedergewählt werden will."