Nach den Geständnissen aller vier Angeklagten im “Sauerland“-Prozess gerät ein mutmaßlicher Helfer der Terrorzelle in den Fokus. Der inzwischen mit Haftbefehl gesuchte Türke Mevlüt K. hat nach Angaben eines Angeklagten wichtige Hilfe bei der Anschlagsvorbereitung geleistet.

Düsseldorf. "Ohne K. hätte ich es nicht geschafft, die Zünder nach Deutschland zu bringen", heißt es in einem gestern im Düsseldorfer Oberlandesgericht verlesenen Vernehmungsprotokoll des Angeklagten Atilla Selek vom Juni. Selek widersprach den Aussagen vor Gericht nicht.

Selek hatte nach eigenen Angaben für die 2007 geplanten Terroranschläge in Deutschland die Zünder in der Türkei beschafft. Ohne die Hilfe von Mevlüt K. wäre ihm dies nicht gelungen, hieß es in dem Protokoll. K. habe auch wenig Sorgen wegen der Sicherheitsbehörden gehabt. "Ich weiß, dass er mit dem türkischen Geheimdienst zusammenarbeitete", hieß es weiter. K. habe "ganz gefährliche Sachen mit den Geheimdiensten gemacht".

Die Informationen von Mevlüt K. seien "sehr nützlich" gewesen, sagte Selek vor Gericht. Dieser habe der Sauerland-Gruppe 2007 auch Hinweise gegeben, dass ihre Anschlagsplanungen bereits aufgeflogen seien. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat erst kürzlich Haftbefehl gegen den untergetauchten Mevlüt K. erlassen.

Die vier Angeklagten hatten nach wochenlangem Schweigen in den vergangenen Tagen umfassende Geständnisse abgelegt. Die jüngsten Angeklagten, Selek (24) und Daniel Schneider (23), distanzierten sich dabei von den Terrorplänen und zeigten Reue. Drei mutmaßliche Terroristen waren im September 2007 in einem Ferienhaus im Sauerland festgenommen worden, Selek wurde im November 2007 in der Türkei verhaftet.

Selek begrenzte seine Funktion bei den Anschlagsvorbereitungen auf die Zünderbeschaffung. Er war bereits im Februar 2007 in die Türkei ausgereist. Mit dem Anführer Fritz Gelowicz sei ausgemacht gewesen, dass er bei der Ausführung der Anschläge nicht dabei sein werde. Ihm seien bei der Vorbereitung erste Zweifel gekommen, sagte Selek. Er habe sich aber an sein Versprechen gegenüber Gelowicz gebunden gefühlt, weiter mitzuhelfen. Andererseits räumte Selek ein, dass ihn damals ein Gelingen der Anschläge in Deutschland gefreut hätte.