Vorweg: Die Bundestagswahl ist für die SPD noch nicht verloren. In einer Großen Koalition weiterzuregieren ist gut möglich, in einer Ampelformation mit Grünen und FDP den Kanzler zu stellen zumindest nicht ausgeschlossen. Allerdings unternimmt der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten manches, um die Chancen seiner Partei zu mindern.

Steinmeiers jüngster Fehler war, Ulla Schmidt als 20. Mitglied nachträglich in sein Wahlkampfteam zu berufen. Einem Politiker mit Instinkt hätte klar sein müssen, dass die Dienstwagenaffäre alles andere als ausgestanden ist und möglicherweise ihren Höhepunkt noch erreicht.

Drei kapitale Fehler sind vorausgegangen: Frank-Walter Steinmeier entschied sich, im Wahlkampf anders zu sein, als er eigentlich ist. Damit niemand fürchten muss, einen bloßen Verwalter der Macht zu befördern, nahm er Anleihen bei Vorbildern. Er röhrte wie Schröder an der Rampe, und wie Müntefering griff er die Kanzlerin persönlich an. Er ließ sich sogar dazu verleiten, seinen Vornamen zu kürzen. "Wir für Frank", lautet ein Slogan. Inzwischen wirkt er, als suche er sich selbst.

Steinmeier ließ auch die Chance verstreichen, auf überzeugende Weise die Schwachstellen in den Wahlprogrammen von Union und FDP - die gewagten Steuersenkungsversprechen - offenzulegen. In seinem Deutschland-Plan stellt der Kanzlerkandidat vier Millionen neue Arbeitsplätze in Aussicht und weckt damit Zweifel an seiner eigenen Glaubwürdigkeit.

Steinmeiers möglicherweise größter Fehler war, dass er sich von Müntefering und seinen Leuten einreden ließ, wer Kanzleramtsminister könne, könne auch Kanzler - und Kanzlerkandidat. Mit Kurt Beck hätte es für die SPD kaum schlechter laufen können.