Die CDU präsentierte die ersten Wahlplakate. Die großen Merkel-Poster sollen erst mit der “zweiten Welle“ folgen.

Berlin. Der CDU-Generalsekretär hatte sich an diesem Tag für einen dunkelblauen Anzug, ein hellblaues Hemd und die hellblaue Krawatte mit den weißen Streifen entschieden. Das wirkte einerseits überaus korrekt, aber doch irgendwie licht, und überhaupt war das Foyer des Konrad-Adenauer-Hauses an diesem Tag eine Sinfonie in Blau. Die schwungvoll aufgereihten Wahlplakate leuchteten, und Ronald Pofalla hätte eigentlich gar nicht sagen müssen, dass sich darin der "Optimismus" und die "Zuversicht" der CDU zeige, denn man hätte es auch so gemerkt.

Jetzt startet also auch Angela Merkels Partei in den Bundestagswahlkampf, und sie tut es mit einer Überraschung. Denn die CDU wirbt nicht nur mit Innenminister Wolfgang Schäuble, Familienministerin Ursula von der Leyen, Verteidigungsminister Franz Josef Jung und Bildungsministerin Annette Schavan für ihre Sache, sondern auch mit den beiden CSU-Ministern Karl-Theodor zu Guttenberg und Ilse Aigner in Merkels Kabinett.

Der Generalsekretär tat gestern so, als wäre das schon immer Gang und Gäbe gewesen. "Das ist", sagte Pofalla, "eine seit vielen Jahren geübte Praxis." Den CSU-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber habe man 2002 ja auch mit CDU-Logo plakatiert! Und er "vermute" mal, so Pofalla launig, dass die CSU demnächst eigene Merkel-Plakate in Bayern kleben werde.

Tatsächlich konnte sich gestern keiner der Kollegen an Vergleichbares erinnern. Nicht einmal die, die sich allmählich der Pensionsgrenze nähern. Es ist also ungewöhnlich. Und ein Gegenmodell zur SPD. Die Union habe es nicht nötig, ihre Minister "in einem Oppositionskabinett von 19 Leuten plus x" zu verstecken, stichelte Pofalla. Gefragt, wer denn jetzt für die Themen Umweltpolitik und Gesundheit in der CDU zuständig sei, meinte Pofalla, in der zweiten "Welle" werde selbstverständlich die Kanzlerin für die Umweltthemen stehen - für Gesundheit brauche man hingegen niemanden. Denn, so der Generalsekretär, da bestehe ja "kein Bedarf". Schließlich habe man in der zu Ende gehenden Legislatur eine große Reform durchgeführt. Das war natürlich ein Seitenhieb gegen das "Team Steinmeier", das sich in den beiden zurückliegenden Wochen mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und ihrer sogenannten Dienstwagenaffäre herumschlagen musste.

Die Union spricht von einer Kompetenzkampagne. "Das Schlechtmachen, das Meckern, die Spaltung der Gesellschaft", hieß es in Berlin, "überlassen wir anderen." Pofalla warf Frank-Walter Steinmeier vor, aus dem Regierungsprogramm der Union abgeschrieben zu haben. Der SPD-Kanzlerkandidat benenne in seinem Papier zwar "richtige Themen", mache aber "völlig unglaubwürdige Versprechen".

Angela Merkel wird sich übrigens heute mit einem Live-Video-Chat bei RTL aus ihrem Sommerurlaub zurückmelden, und am Sonnabend beginnt dann die große Wahlkampftour, auf der die Kanzlerin kreuz und quer durch Deutschland reisen wird.

Unkommentiert ließ das Konrad-Adenauer-Haus gestern ein Plakat, das Vera Lengsfeld in ihrem linksalternativen Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg plakatiert. Darauf ist die Kanzlerin in dem tief dekolletierten Kleid zu sehen, in dem sie sich bei der Eröffnung der Osloer Oper zeigte - und neben ihr Lengsfeld im gleichen Outfit. Für den Fall, dass es aus der Zentrale doch noch Proteste gegen diesen "Hingucker" geben sollte, hat die 1996 von den Grünen zur CDU übergetretene ehemalige Bürgerrechtlerin ein zweites Motiv in petto. Es zeigt sie im Blazer. Motto: "Ich kann auch konservativ."