Das Debakel für die einstige CSU-Rebellin Gabriele Pauli (52) ist perfekt: Die bayerische Landesliste ihrer Partei Freie Union wurde gestern vom Bundeswahlausschuss endgültig zurückgewiesen.

Berlin. Zuvor waren andere Landeslisten abgelehnt worden. Damit tritt die Freie Union bei der Wahl am 27. September lediglich mit sechs Direktkandidaten an. Sie können nur in ihrem Wahlkreis gewählt werden. Die Chancen der Partei auf einen Einzug in den Bundestag sind so gesunken. Paulis Partei hatte in Bayern zwar die ausreichende Zahl von Unterschriften zusammenbekommen. Die Landesliste fiel jedoch durch, weil Paulis Unterschrift unter einem wichtigen Dokument fehlte.

Die Freie Union scheiterte allerdings nur knapp. Der Wahlausschuss stimmte dem Antrag auf Zurückweisung der Beschwerde mit vier Stimmen zu. Vier Mitglieder stimmten dagegen. Bei einem Patt gibt das Votum des Bundeswahlleiters den Ausschlag: Roderich Egeler hatte für die Zurückweisung gestimmt.

Mit ihren Einsprüchen gegen nicht zugelassene Landeslisten scheiterten auch die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die Partei), die Grauen sowie die Bürgerpartei für Alle (BPA). Für einen Eklat sorgte die von Mitarbeitern des Satire-Magazins "Titanic" gegründete Vereinigung "Die Partei". Ihr Vorsitzender Martin Sonneborn verglich Bundeswahlleiter Egeler mit Wilhelm Frick. Frick war Reichswahlleiter der NSDAP und Reichsinnenminister im Kabinett Hitler. Er wurde am 16. Oktober 1946 hingerichtet. Der Bundeswahlausschuss hatte der "Partei" zuvor bereits den Parteien-Status aberkannt. An der Bundestagswahl dürfen 27 Parteien teilnehmen. Mit dabei sind neben den Bundestagsparteien auch die Rechtsextremisten von der NPD und DVU sowie erstmals die Internet-Aktivisten der Piratenpartei.