Die SPD sackt in den Umfragen vor der Bundestagswahl immer weiter ab. Hamburgs SPD-Landeschef Egloff kritisiert die Strategie seiner Partei.

Berlin. Abendblatt: Herr Egloff, die SPD rangiert im Bund nach einer neuen Forsa-Umfrage nur noch bei 20 Prozent der Stimmen. Was läuft schief im Wahlkampf?

Ingo Egloff: Die SPD muss im Wettstreit mit der Union eigene Leistungen viel energischer verkaufen, als das bislang passiert ist. Wir sind schließlich keine Oppositions-, sondern Regierungspartei und in mancher Hinsicht zu bescheiden. Wo stünden wir denn in der Bewältigung der Finanzkrise heute ohne den Einsatz unserer Bundesminister Peer Steinbrück und Olaf Scholz?

Abendblatt: Wollen Sie behaupten, Deutschland wäre jetzt pleite?

Egloff: Das nicht. Aber im Gegensatz zur CDU hatte die SPD fertige Konzepte parat, von denen das ganze Land maßgeblich profitiert. Der angebliche Star der Regierung, der Wirtschaftsminister zu Guttenberg, hat dagegen immer zu allem nur Nein gesagt und sich publikumswirksam auf dem Times Square und danach in Bayreuth fotografieren lassen. Zu PR in eigener Sache waren wir schon manchmal zu blöd, auch im Zusammenhang mit Schröders Agenda 2010, die immerhin mindestens eine Million Menschen wieder in Arbeit gebracht hat. Stattdessen stellt sich die SPD lieber selbst Beine.

Abendblatt: Sie spielen auf die Dienstwagen-Affäre von Ulla Schmidt an?

Egloff: Das war sicher nicht gut für uns. Aber in der Regierung hat ja so mancher mit den Vorschriften zur Nutzung von Dienstwagen Probleme. Wir sollten eher darauf setzen, unsere Ideen besser rüberzubringen. Das gilt auch für den Deutschland-Plan, der ja im Gegensatz zu den Behauptungen unserer Gegner nicht von Wolkenkuckucksheimen ausgeht, sondern reale Chancen und Ziele formuliert."

Abendblatt: Kann die SPD noch gewinnen?

Egloff: Ich gehe fest davon aus, dass ohne die SPD auch künftig keine Regierung in Deutschland gebildet werden kann. Unsere Aufgabe ist es, jetzt die eigene Stammklientel zu mobilisieren, und das passiert auch.