Früher, ganz, ganz früher, als es virtuelle, sprich: künstliche Welten noch lange nicht auf Flachbildschirmen, Kontoauszügen oder in den Kulissen des ZDF-“heute“-Studios gab, früher existierten sie nur in der Fantasie.

Hamburg. Ein Beispiel dafür liefert Johann Peter Hebels Kalendergeschichte von dem alten Wochenmarkt. Da steht ein Hungriger neben einer Wurstbraterei und kauft sich keine Wurst, sondern zieht genüsslich und lange nur den Duft der Nürnberger, Thüringer und Roten Würste ein. Bis der Wurstbrater ihn anherrscht, hier gäbe es nichts umsonst. Auch wenn er nichts verzehre, für den Genuss, die Wurst zu riechen, müsse er zahlen.

Der ungebetene Gast lässt sich nicht lange lumpen, zieht eine Silbermünze aus der Tasche, lässt sie auf den Wursttresen klingen, als klingende Münze sozusagen, als Bargeld, das nur lacht, und steckt sie dann wieder ungerührt ein. Er zahlt für den Geruch der Wurst mit dem Klang des Geldes virtuell.

Zwangsläufig fällt einem dazu Frank-Walter Steinmeiers Kompetenzteam ein. Schattenkabinett wagt es nicht einmal der Kandidat zu nennen. Von diesem Kompetenzteam wissen wir, dass seine Minister so sicher nicht Minister werden wie er nicht Kanzler, und zwar so sicher, wie wir wissen, dass Flüsse nicht bergauf fließen - es sei denn auf der Studiowand des ZDF-"heute-journals" virtuell simuliert.

Aus Kompetenz wird folgerichtig Impotenz: Die ministeriellen Schattengewächse sind - ob für Verkehr, Wirtschaft oder Familie - fast wie Eunuchen, mögen sie auch weiblich sein. Sie wissen kompetent, wie es gehen soll, werden es aber nie ausüben. Phantombilder für die Phantomschmerzen der SPD.

Besonders komisch paradox wird es, wenn Ulla Schmidt nicht in das Team, das nur virtuell besteht, aufgenommen wird, in Wahrheit aber in der realen Welt Minister ist, kompetent und sogar mit Dienstwagen. Minus mal Minus gibt also Plus. Ein Nichtminister in einem Niemalskabinett wird zum real existierenden Minister.

Jedenfalls mindestens so lange, wie das Kompetenzteam nicht real wird, also verdammt in alle Ewigkeit. Man kann den Braten, der aus der SPD-Wahlküche dunstet, schon riechen. Man weiß aber auch beruhigt, dass man das Wortgeklingel nicht bezahlen muss.