Der Sozialdemokrat Harald Christ (37) ist zuständig für den Mittelstand und ehemaliger Schatzmeister der Elbgenossen.

Berlin. Er ist ein Manager aus dem Arbeitermilieu, der in der Finanzbranche eine steile Karriere machte und immer wieder auch für Positionen in der SPD im Gespräch war.

Der gebürtige Rheinhesse begann nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann als 19-Jähriger beim Finanzdienstleister BHW, kam mit 27 als Vertriebsdirektor zur Deutschen Bank und wurde als Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft HCI in Hamburg (2002 bis 2007) zum Multimillionär. Der Sohn eines Opel-Arbeiters aus Gimbsheim bei Worms trat mit 16 Jahren in die SPD ein. Eigentlich wollte er schon damals in die Politik. Dann zog er doch die Laufbahn in der Wirtschaft vor. Er pflegte weiter gute Kontakte in die Partei, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Christ trat auf dem Höhepunkt der parteiinternen Führungskrise der Hamburger SPD im Februar 2007 von seinem Posten als Schatzmeister zurück und kritisierte die Ära unter dem Landesvorsitzenden Mathias Petersen als "verlorene Zeit". In der SPD rief er Kopfschütteln hervor, als er im Juni 2007 erklärte: "Für Hamburg ist es aber möglicherweise gut, wenn Ole von Beust Bürgermeister bleibt, weil dies eine Kontinuität für die angestoßenen politischen Projekte bedeutet."

Nach den fünf Jahren bei HCI in Hamburg wechselte er zur Berliner Weberbank, die er nach neun Monaten wieder verließ, weil ihm der Sprung an die Vorstandsspitze versagt blieb. In dem Buch "Auf der Höhe der Zeit" (Mitherausgeber: Frank-Walter Steinmeier) verteidigte Christ die in der SPD umstrittene Reformpolitik Gerhard Schröders als mutig und wandte sich gegen einen "Versorgungsstaat". "Die SPD wird in ihrem Selbstverständnis noch immer geprägt durch eine Underdog-Perspektive, eine Opfer- und Oppositionsmentalität, die sicherlich das Resultat ihrer 150-jährigen Geschichte ist", schreibt er. Die SPD müsse diese Grundhaltung überwinden, um auf den Weg in die Mitte der Gesellschaft zu gelangen.

Zuletzt wurde er als Kandidat für die Nachfolge von Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) gehandelt, hatte dann aber erklärt, nicht für diese Position zur Verfügung zu stehen.