Trotz der kritischen Entwicklungsprobleme beim A400M halten Deutschland und die sechs weiteren beteiligten Staaten an dem Airbus-Militärtransporter fest.

Le Castellet / Berlin. Auf einem Treffen am Freitag im südfranzösischen Le Castellet räumten sie Airbus eine neue Frist bis Jahresende ein, einen konkreten Vorschlag für die Fortführung des 20 Milliarden Euro teuren Programms zu präsentieren, wie Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bekannt gab.

Ein Aus des Programms wäre für Airbus und den Mutterkonzern EADS ein 5,7 Milliarden Euro teures Desaster. EADS begrüßte die Entscheidung aus Le Castellet: Man setze nun alles daran, "eine auf technischer und vertraglicher Ebene für beide Seiten akzeptable Einigung zu finden", hieß es in einer Erklärung. Der britische Verteidigungsminister Quentin Davies sprach von einem "wichtigen Tag", weil man nun die Versicherung habe, das "dieses hervorragende Flugzeug gebaut wird". Ein neuer Vertrag, in dem die Lastenteilung sowie ein exakter Zeitplan bis zur Auslieferung stehen, soll nun am Tag des Erstfluges Ende 2009 oder Anfang 2010 unterzeichnet werden.

Das 2003 gestartete Programm hat massive Probleme bei Triebwerken, Verkabelung, Software und Gewicht. Die sieben Länder, neben Deutschland sind dies Belgien, Britannien, Frankreich, Luxemburg, Spanien und die Türkei, haben insgesamt 180 Flugzeuge bestellt, die Bundeswehr davon 60. Eine Ausstiegsfrist wäre ohne die Entscheidung vom Freitag Ende Juli ausgelaufen. Airbus erhält nun weitere Zeit, zugleich behalten die Erstbesteller die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt kündigen zu können. Die bisherigen Verzögerungen haben den Airbus-Mutterkonzern EADS bereits 2,3 Milliarden Euro gekostet.

SPD-Sicherheitsexperte Johannes Kahrs zeigte sich am Freitag zufrieden mit den in Le Castellet erzielten Ergebnis. Die Verzögerungen seien unerfreulich, sagte der Bundestagsabgeordnete dem Hamburger Abendblatt, aber man müsse halt "in den sauren Apfel beißen", wenn man sich nicht von den Amerikanern und ihrer C17 oder von den Ukrainern mit ihren Antonows abhängig machen wolle. Der Bau des A400M trage dazu bei, Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten und zu sichern. "Außerdem kann man, wenn man selber baut, später auch verkaufen."

Der A400M wurde entwickelt, um große Mengen von Material und Truppen schneller transportieren zu können. Nach den Plänen des Flugzeugbauers Airbus kann die Propellermaschine mit 37 Tonnen Gewicht beladen werden. Sie kann Hubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge - also Wolfs und Dingos - transportieren und nonstop nach Afghanistan fliegen. Zurzeit werden die deutschen Isaf-Truppen per Airbus nach Termez in Usbekistan geflogen und von dort aus in Transall-Maschinen über den Hindukusch nach Mazar-i-Sharif.

Der A400M kann in der Luft betankt werden und auf kurzen, unbefestigten Pisten starten und landen. Er soll auch in Katastrophengebieten einsetzbar sein.