CSU-Chef Horst Seehofer hatte gestern gut lachen: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat den bayerischen Ministerpräsidenten im Élysée-Palast empfangen. Allerdings nur für eine halbe Stunde.

Paris. Meist bleibt dies nur Regierungschefs vorbehalten. Es hätte also der ganz große Auftritt für den Bayern werden können an der Seite des schillernden Präsidenten. Erst recht in Zeiten, in denen er Kanzlerin Angela Merkel mit allen Mitteln verdeutlichen will, dass er in Sachen EU-Politik ein Mitspracherecht hat. Nach dem Gespräch signalisierte er auch Richtung Berlin, dass eine Einigung auf ein neues Begleitgesetz zum Lissabon-Vertrag noch vor der Bundestagswahl möglich sei.

Prunkvolle Fotos von Seehofer und Sarkozy gab es jedoch nicht vor dem prunkvollen Élysée-Palast, sondern nur in Arbeitsatmosphäre am großen Tisch. Sarkozy hatte drängendere Anliegen: In einem Gespräch habe Sarkozy "sehr bedauert", dass Siemens seine jahrelange Zusammenarbeit mit dem Atomkonzern Areva im Januar überraschend aufgekündigt habe, berichtete Seehofer nach dem Treffen. Ein unangenehmes Thema für solch einen Besuch - zumal in Deutschland die Atommeiler gerade in der Kritik stehen. Frankreich wirft dem Münchner Konzern Vertragsbruch vor, weil er seinen Anteil an der französischen Areva-Kraftwerkstochter aufgeben und stattdessen mit dem russischen Staatskonzern Rosatom zusammenarbeiten will. "Ich habe ihm zugesichert, dass ich mich dieser Sache annehmen werde", so der CDU-Politiker.

Abschrecken ließ sich Seehofer von dem knappen Empfang nicht. Er habe Sarkozy nach Bayern eingeladen, was dieser mit den Worten "Vorsicht! Ich nehme die Einladung an" quittierte.