Kinder mit homosexuellen Eltern entwickeln sich genauso gut wie Kinder in heterosexuellen Beziehungen - was für manche völlig selbstverständlich klingt, ist für andere immer noch fraglich. Eine Studie, die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries gestern in Berlin vorstellte, gibt Entwarnung.

Hamburg/Berlin. "Heute ist ein guter Tag für alle, die auf Fakten statt auf Vorurteile setzen - gerade bei weltanschaulich besetzten Themen", sagte Zypries. Die Studie bestätige, dass für das Kindeswohl "eine gute Beziehung zwischen Kind und Eltern entscheidend" sei "und nicht deren sexuelle Orientierung".

In Deutschland leben rund 6600 Kinder in sogenannten Regenbogenfamilien, also zusammen mit gleichgeschlechtlichen Eltern (überwiegend lesbischen Frauen). 2200 der Kinder leben in einer gesetzlich eingetragenen Lebenspartnerschaft.

Der Vorstoß der Ministerin hat einen Grund: Zypries fordert das volle Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. Bisher setzte die Union als Koalitionspartner diesem Ansinnen erbitterten Widerstand entgegen.

In Deutschland haben es schwule und lesbische Paare bisher schwer, auch offiziell einen Familienstatus zu erringen. Sie können als Paar kein Kind adoptieren; nur wenn einer der Partner schon Kinder aus einer früheren Beziehung hat, kann der andere Partner sich mit einer sogenannten Stiefkind-Adoption an der gemeinsamen Verantwortung beteiligen.

Die Studie nimmt Gegnern oder Skeptikern des Adoptionsrechts nun den Wind aus den Segeln. Sie zeigt, dass auch den Kindern schwuler oder lesbischer Paare weder der Vater (oder die Mutter) fehlen, um eine Geschlechtsidentität zu entwickeln, noch dass sie automatisch selber homosexuell werden. Im Gegenteil: "Die Kinder sind mindestens ebenso, wenn nicht sogar ein bisschen mehr in den jeweiligen Geschlechterrollen verwurzelt", erklärte die Leiterin der Studie, Dr. Maria Rupp vom Institut für Familienforschung an der Universität Bamberg.

Eine Mehrheit der Kinder werde wegen der sexuellen Orientierung der Eltern auch nicht diskriminiert, gehänselt oder beschimpft. Das sagen 63 Prozent der Eltern und 53 Prozent der Kinder.

Zypries sagte, angesichts der Ergebnisse müsse Deutschland das Europäische Adoptionsübereinkommen ratifizieren, das Adoptionen durch homosexuelle Paare möglich macht. Die FDP-Rechtspolitikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger begrüßte Zypries' Vorstoß. Das gemeinsame Adoptionsrecht sei "Ausdruck der Lebensrealität in unserer Gesellschaft", sagte sie. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) in Köln zeigte sich von der Studie nicht überrascht. Jetzt müsse der Gesetzgeber entsprechend handeln.