Es gibt noch gute Nachrichten aus der Wirtschaft: Das Feri-Institut hat im Auftrag des jüngst an die Elbe gezogenen Magazins “Capital“ Hamburg zur Stadt mit den besten Wirtschaftsperspektiven gekürt.

Weitere Spitzenplätze im Standortranking der Bertelsmann-Studie oder der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zeigen, dass Hamburg einen exzellenten Ruf genießt.

Doch anhaltender Beifall ist der Vater der Selbstzufriedenheit, zu viel Lob wirkt schnell wie süßes Gift. Alle Studien neigen dazu, die Entwicklung der Vergangenheit in die Zukunft fortzuschreiben und die Gegenwart zu sehr auszublenden. Besonders deutlich machte dies beispielsweise die viel beachtete Untersuchung des Berlin-Instituts, die Island im August 2008 als "zukunftsfähigstes Land" Europas zum Modell empfahl, bevor der Inselstaat acht Wochen später vor dem Staatsbankrott stand.

So sind auch die Seriensiege Hamburgs mit Vorsicht zu genießen - als Anerkennung für den Mut der Vergangenheit, nicht aber für die Taten der Gegenwart. So können sich ehemalige Senate wie der unter Henning Voscherau (SPD) mit seiner Entscheidung zur Hafenerweiterung und zum Bau der HafenCity genauso bestätigt sehen wie der CDU-Senat mit dem alten Leitbild der Wachsenden Stadt.

Der amtierende Senat wird sich seine Titel in den Rankings der Zukunft noch verdienen müssen - kein leichtes Unterfangen in Zeiten der Schifffahrtskrise und HSH-Nordbank-Schieflage. Zudem muss eine zentrale Erkenntnis aus der Feri-Studie die Politik alarmieren: Vor allem Hochschulstandorte und Wissenszentren haben in den Rankings zugelegt. Auf diesem Feld hat sich Hamburg zuletzt aber mit dem Rücktritt von Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz, dem Gezerre um die HafenCity-Universität und dem Streit um den Umzug der Hochschule ziemlich blamiert.