Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat einen “verlässlichen inneren Kompass“ als unabdingbar für politisches Handeln bezeichnet. Mit Blick auf die Wirtschaftskrise rief sie am Dienstagabend in München zu einer Rückbesinnung auf die Soziale Marktwirtschaft auf.

München. Ohne "eine entscheidende Wende" drohe in einigen Jahren eine erneute Zuspitzung.

Dabei müssten die politisch Verantwortlichen lernen, international vernetzt und nachhaltig zu denken, sagte Merkel und verwies auf die Sozialenzyklika "Caritas in veritate" (Die Liebe in der Wahrheit) von Papst Benedikt XVI. Die Politik sei auf einen breiten Diskurs angewiesen. Ihr Ziel sei eine internationale Vereinbarung zu einem Wirtschaften nach dem Vorbild der Uno-Menschenrechtscharta.

Die Veranstaltung der Katholischen Akademie in Bayern stand unter dem Thema "Politisches Handeln aus christlicher Verantwortung". Dabei verwies die Kanzlerin auf die Rolle von Toleranz und Demut im politischen Alltag und plädierte für ein ihrer Ansicht nach richtiges Verständnis von Freiheit. Grenzenlose Freiheit könne und dürfe es nicht geben.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx begrüßte die Debatte um das spezifisch Christliche im Titel der Unionsparteien. Eine Partei, die sich das "C" in den Namen schreibe, könne nicht aus eigener Kraft heraus definieren, was sich damit verbinde.

Merkel sagte dazu, wenn die Unionsparteien nicht das "C" im Namen hätten, würden zahlreiche Gesetze der zu Ende gehenden Legislaturperiode anders aussehen. Als Beispiel nannte sie das Thema Spätabtreibungen. Die Parteien hätten zu akzeptieren, dass sich die Kirchen "als kritisches Korrektiv immer wieder einmischen".

Zu den Besuchern der Veranstaltung zählten außer dem Münchner Alt-Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sowie die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch.