Jeder vierte Bundesbürger spürt bereits die Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach über die Lebensbedingungen von Familien.

Berlin. Drei Viertel der Bevölkerung merkten noch nichts von der Wirtschaftskrise, sagte Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher gestern in Berlin. Dies könne sich im Frühjahr 2010 ändern, wenn die Krise - wie prognostiziert - auf den Arbeitsmarkt durchschlage.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte, schon heute hinterlasse die Wirtschaftskrise ihre Spuren in den Familien. Denn 34 Prozent der Beschäftigten berichteten von Auswirkungen in ihrem Betrieb. Davon seien die Väter mit minderjährigen Kindern (47 Prozent) deutlich stärker betroffen als die Mütter (25 Prozent). Männer arbeiteten öfter als Frauen in Krisenbranchen wie Maschinen- und Automobilbau. In der Krise werde die Arbeitstätigkeit beider Elternteile als Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit angesehen. Auch gebe es "einen Paradigmenwechsel beim Thema Väter". Deren überwiegende Mehrheit möchte die Arbeitszeit gerne zugunsten der Kinder reduzieren. Der Anteil der Väter an den Beziehern des Elterngeldes ist stetig gestiegen - von 3,5 Prozent im Jahr 2006 auf 18,4 Prozent im ersten Quartal 2009.

Für den zweiten Familienmonitor nach 2008 wurden 1800 Bürger ab 16 Jahren interviewt. Die Befragung zeigte, dass trotz Krise für die Bevölkerung eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiterhin Priorität hat. Ganz oben stehen Forderungen nach mehr Kinderbetreuung und flexiblen Arbeitszeiten.

Von der Leyen erklärte, eine Untersuchung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung habe darüber hinaus bestätigt, dass das Elterngeld insbesondere Familien mit mittlerem und niedrigem Einkommen stabilisiere. In der Umfrage nannten 77 Prozent das Elterngeld eine gute Regelung, von den Beziehern sogar 90 Prozent.

In der nächsten Legislaturperiode will von der Leyen ein "Teilelterngeld" einführen. Dadurch könne Teilzeitarbeit in der Phase des Wiedereinstiegs für Mütter und Väter attraktiver werden. Zugleich werde ein Instrument geschaffen, das in der schwierigen wirtschaftlichen Lage Eltern und Arbeitgebern mehr Möglichkeiten bietet, Arbeitsplätze zu sichern. Eine Quote von 80 Prozent sprach sich dafür aus, dass der Staat Familien mit Kindern besonders unterstützen soll, die trotz eines Einkommens nicht genug Geld haben. Für Alleinerziehende sprachen sich 70 Prozent aus, gefolgt von 61 Prozent für kinderreiche Familien. Arbeitslose bekamen nur 53 Prozent Zuspruch, Rentner sogar nur 44 Prozent.